Heraus mit dem Demokratiefrust
Die Europawahl als Startzeichen für mehr Bürgerbeteiligung in Borgfeld
Die Europawahl als Startzeichen für mehr Bürgerbeteiligung in Borgfeld
Am Montag, dem 3. Juni 2024, findet um 19.30 Uhr im Stiftungshaus der ‚ralf besser stiftung‘ in Borgfeld, Upper Borg 147 eine Veranstaltung zu mehr Bürgerbeteiligung in unserem Stadtteil statt. Ausrichter sind die ‚ralf besser stiftung‘ und die Bürgerinitiative ‚Borgfelder Forum‘.
Durch den Vormarsch von Rechtsextremisten und Neonazis steht unsere Demokratie vor ihrer größten Herausforderung seit Bestehen der Bundesrepublik. Hinzu kommt - viele Menschen sind politikmüde und fühlen sich von den politischen Entscheidungsträgern nicht mitgenommen. Die daraus resultierende Enttäuschung führt zu Demokratiefrust und zur Abkehr von demokratischen Prinzipien.
Dieser Tendenz soll auf der Veranstaltung entgegengewirkt werden. Von dem Treffen wenige Tage vor der Europawahl soll ein Signal für mehr Bürgerbeteiligung in Borgfeld ausgehen. Kurzfristig ist ein Aufruf für eine hohe Wahlbeteiligung ein wichtiges Mittel, längerfristig wird nach Wegen gesucht, wie die Mitwirkung aus der Mitte der Gesellschaft an demokratischen Prozessen verbessert werden kann, und zwar nicht gegen die demokratischen Parteien und nicht gegen die großen gesellschaftlichen Organisationen, wie Kirchen und Gewerkschaften, sondern gemeinsam mit ihnen und anderen gesellschaftlichen Gruppen und Institutionen.
Auf der Veranstaltung wird es in einem ersten Schritt darum gehen, auch den Frust bzw. die kritischen Erfahrungen einmal konstruktiv auszusprechen. In einem zweiten Schritt geht es darum, das neue Format für mehr Bürgerbeteiligung, das in der ‚ralf besser stiftung‘ entwickelt wurde, vorzustellen.
Wie funktioniert dieses Format?
Zu einem Thema, das möglichst viele Menschen in Borgfeld bewegt, werden interessierte Bürgerinnen und Bürgern eingeladen. Die unterschiedlichen Standpunkte zum Thema werden herausgearbeitet, mit einer Rollen-Funktion versehen und an die Teilnehmenden verlost. Im Idealfall vertritt jeder und jede in der anschließenden Debatte eine andere Perspektive als ihre eigene. Das heißt, die Teilnehmenden werden veranlasst, sich intensiv mit den jeweiligen Interessen der Gegenseite auseinanderzusetzen.
Auf diese Weise entsteht in dem anschließenden Austausch ein größeres Verständnis für Gegenargumente, was die Dialogbereitschaft fördert. Nach diesem Modell können zu verschiedenen Themen (die auch in der Veranstaltung, bezogen auf Borgfeld, schon diskutiert werden) trotz gegensätzlicher Interessen unter den Teilnehmenden Lösungsvorschläge und neue Ideen entwickelt werden. Je nach Inhalt und Ergebnis richten sich die im offenen Prozess einer direkten Bürgerbeteiligung gewonnen Vorschläge an unterschiedlich Adressaten:
An Partner-Verbände und -Organisationen, mit denen sie realisiert werden sollen;
An Institutionen, wie z. B. den Deichverband, die für die Umsetzung zuständige sind;
Oder auch an ein parlamentarisches Gremium wie den Borgfelder Beirat.
Stiftung und Bürgerinitiative hoffen im Vorfeld der Europawahl auf ein kräftiges Signal zur Überwindung von Demokratiefrust durch mehr Bürgerbeteiligung in Borgfeld.
Ein Abend der schweren Themen
Dr. med. Jörg-Dieter Löffler sprach vor dem Borgfelder Forum
Borgfeld. Es war ein Abend der eher schweren Themen: „Corona-Pandemie“, „Leben und Sterben“, „Einsamkeit im Alter“. Dr. med. Jörg-Dieter Löffler behandelte sie an diesem Donnerstag, dem 16. Mai 2024, in der ihm eigenen Art, die viele Menschen aus Borgfeld und Umgebung von ihm, dem Allgemeinmediziner und Chiropraktiker, seit langem kennen: Mit einem großen Fundus an Wissen und Erfahrung sowie mit seiner Zugewandtheit zu den Menschen, gepaart mit einer guten Portion Humor.
Auf dieser zweiten Veranstaltung der Reihe „Borgfelder Dialog – Das Forum lädt ein“ im Seminarraum der Ev. Gemeinde blickte Löffler auf fast vier Jahrzehnte als praktischer Arzt in Borgfeld zurück. Im Sommer vergangenen Jahres trat er in den „aktiven Unruhestand“; er belegt Kurse über künstliche Intelligenz an der Bremer Universität und erweitert seine Sprachkenntnisse, vorrangig Französisch.
Der gebürtige Schwabe kennt die Menschen in unserem Stadtteil wie kaum ein anderer. Einige seiner ehemaligen Patientinnen und Patienten saßen im Publikum, hörten ihm dankbar zu, wie er über die Anfänge seiner medizinischen Laufbahn sprach.
Nach seiner Ausbildung in Ulm, Lübeck und Marburg sowie in Philadelphia / USA sammelte Löffler als junger Arzt praktische Erfahrungen auf fast allen Feldern der Medizin. Er war Notarzt, arbeitete in der Unfallchirurgie, der Geburtshilfe, der Onkologie sowie auf Intensivstationen und war stets darauf bedacht, eigene Schwerpunkte zu setzen, die ihm später als Allgemeinmediziner nützlich sein würden: etwa in der Chirurgie, Pathologie, Proktologie, Chemotherapie sowie der Behandlung von Kindern.
Auf der Suche nach einer Landarztpraxis landete Löffler in Borgfeld, wo der damalige Ortsamtsleiter ihn mit der Bemerkung empfing, Borgfeld brauche keinen Arzt. Doch der gebürtige Schwabe und passionierte Segler ließ sich den Wind nicht aus den Segeln nehmen, schließlich hatte er längst einen Blick auf die herbe Schönheit der Landschaft im hohen Norden geworfen. Nach seinen Plänen entstand am Ortseingang an der Borgfelder Heerstraße ein geräumiges Gebäude, in dem sich im Laufe der Jahre die Gemeinschaftspraxis entwickelte mit inzwischen sieben Ärztinnen und Ärzten.
Für die Behandlung seiner Patientinnen und Patienten nahm Löffler sich stets ausreichend Zeit, und zwar gewiss mehr, als die ärztliche Gebührenordnung ihm zubilligte. Das führte manchmal zu Klagen im Wartezimmer. Wer jedoch ausharrte, wurde belohnt durch einen Arzt, der nicht nur einer aktuellen Beschwerde auf den Grund ging, sondern zugleich das Umfeld einer Erkrankung erkundete und auch von sich erzählte.
Dr. Löffler wusste stets Bescheid, wenn es um neue Medikamente und den Stand moderner medizinischer Forschung ging. Zugleich interessierte er sich für manuelle Behandlungsmethoden, das heißt, er studierte Chiropraxis und Osteopathie und erzielte erstaunliche Heilungserfolge. Er erzählte von Fällen, bei denen schier verzweifelte junge Eltern ihn aufsuchten, weil ihr Baby nicht aufhörte zu schreien. Mit wenigen Handgriffen gelang es ihm oft, das „Schreikind“ zu beruhigen, bis es ihn schließlich anlächelte, während seine Eltern es erleichtert und glücklich auf den Arm nahmen.
Sein Wissen und seine Erfahrungen im Umgangen mit Patientinnen und Patienten gab der Arzt an den medizinischen Nachwuchs weiter. Als Akademischer Lehrarzt unterrichtete er an der Carl von Ossietzky Universität in Oldenburg Studentinnen und Studenten. Gern hätte er diese Tätigkeit auch in Bremen ausgeübt, aber das Land Bremen ist das einzige Bundesland in Deutschland ohne eine eigene medizinische Fakultät. Seit langem wirbt Löffler dafür, mit Hilfe von Lehrkrankenhäusern in der Hansestadt eine Vorklinik einzurichten, um eine Struktur für die medizinische Berufsausbildung aufzubauen.
Zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie nahm Löffler anhand von Zahlen und Daten Stellung. Mit einer Impfquote von 78 Prozent sei die Bevölkerung in Deutschland, insgesamt gesehen, gut durch die globale Seuche gekommen, sagte er. Die Impfungen hätten sich grundsätzlich als wirksam erweisen, auch wenn Langzeit-Komplikationen nicht zu unterschätzen seien; Long-Covid bedeute für die Betroffenen eine große Last.
Die Stiko, die Staatliche Impfkommission, empfehle Risikogruppen, also Menschen mit Vorerkrankungen und der Altersgruppe ab 70 Jahren, eine jährliche Impfung zur Stärkung des Immunsystems.
Skeptisch äußerte sich der Arzt zu Plänen der FDP einer parlamentarischen Aufarbeitung des Umgangs mit der Pandemie, etwa durch eine Enquete-Kommission. Die Suche nach Fehlern und Fehleinschätzungen, zum Beispiel bei der Schließung von Schulen und Kitas sowie bei Ausgangssperren, könne man getrost Instituten wie dem RKI, Robert-Koch-Institut, überlassen, die über sämtliche Daten verfügten. Wenn die Politik das Thema aufgreife, bestünde die Gefahr, dass es letztlich um Schuldzuweisungen gehe und nicht um eine sachgerechte Aufarbeitung und entsprechende Lehren aus der Pandemie.
Mit großem Ernst widmete Löffler sich den von ihm für die Veranstaltung vorgeschlagenen Themen „selbstbestimmtes Sterben“ und „assistierter Suizid“. Dabei kämen viele Aspekte zusammen, sodass nach seinen Worten eine Abgrenzung schwierig ist. Das gilt zunächst für die gesetzlichen Rahmenbedingungen zur Sterbehilfe. Das Bundesverfassungsgericht habe im Februar 2022 das Verbot einer „geschäftsmäßigen Sterbehilfe“ aufgehoben. Der Mediziner appellierte an den Bundestag, beim assistierten Suizid Grenzen zu setzen und Einschränkungen festzulegen, was das Alter der betreffenden Person angeht, ferner die Art ihrer Erkrankung und ihre psychische Verfassung.
Löffler plädierte dafür, eine Beratungspflicht einzuführen über Alternativen, z.B. Palliativ-Medizin und Hospiz. Maßgeblich und entscheidend sei jedoch der Wunsch der Patientin, des Patienten. Sein / ihr Wille könne testamentarisch in einer Vorsorgevollmacht bzw. Patientenverfügung festgelegt werden.
Der Arzt berichtete von einem älteren Ehepaar, das ihn über einen längeren Zeitraum bei Beschwerden stets gemeinsam in seiner Praxis aufgesucht habe. Als beide unheilbar erkrankten, äußerten sie den Wunsch, gemeinsam aus dem Leben gehen zu dürfen. Löffler begleitete sie auf ihrem letzten Weg. „In einer solchen Situation kommt es darauf an, dass der Arzt die Patienten sehr gut kennt und sie mit Empathie begleitet,“ betonte er. In der letzten Lebensphase gelte es, vieles zu bedenken, um wirksam zu werden, wenn der Entschluss feststehe, in eigener Verantwortung das Leben zu beenden.
In diesem Zusammenhang bezog Löffler sich auf Meinungsumfragen und nannte u. a. die Angst älterer Menschen vor Abhängigkeit und Kontrollverlust, etwa durch Demenz, ferner ihre Sorge vor Vereinsamung, die Wünsche der Angehörigen und schließlich die mangelnde Wertschätzung und Würdelosigkeit, verursacht nicht zuletzt durch den viel beklagten Pflegenotstand.
Dem Thema „Einsamkeit im Alter“ widmete Dieter Löffler sich zum Abschluss. Das Alleinsein sei auch in dem eher wohlhabenden Borgfeld ein Problem. Die Einwohnerzahl im Stadtteil habe sich durch die neuen Wohngebiete verdoppelt. Viele jüngere Familien seien zugezogen; dadurch entstünde mehr Pluralität, aber auch eine größere Anonymität. Ältere Menschen wünschten, möglichst lange im eigenen Haus bzw. in ihrer bisherigen Bleibe zu wohnen, was nicht selten zu Vereinzelung und Vereinsamung führe.
Das Bemühen großer gesellschaftlicher Organisationen wie der Kirchen um gesellschaftlichen Zusammenhalt habe nachgelassen. Das gelte auch für Vereine und andere Gruppen. Insgesamt verfüge Borgfeld mit der Heimstiftung und dem Klüver Hof über Einrichtungen, die Menschen im Alter eine gute Unterkunft und eine angemessene Betreuung ermöglichen können. Sein Wunsch in diesem Zusammenhang wäre, auch das „Borgfelder Landhaus“ wieder zum Herzstück der Kommunikation und Symbol des gesellschaftlichen Zusammenhaltes werden zu lassen. Er denkt dabei an eine generationenübergreifende Wohngemeinschaft, in der auch die eine oder andere Flüchtlingsfamilie ihre Heimat finden könnte: „Man lebe zusammen, macht sich nützlich, ist kreativ und hilft sich gegenseitig.“
Ausdrücklich lobte Löffler das Engagement der Bürgerinitiative Borgfelder Forum für mehr Gemeinsamkeit und einen besseren gesellschaftlichen Zusammenhalt. Durch das „Virtuelle Bürgerhaus“ kündigen Vereine, Stiftungen, Gruppen, Parteien und Institutionen in Borgfeld ihre Veranstaltungen an. Die Termine und Themen werden sowohl im Netz als auch in Schaukästen öffentlich gemacht.
Jörg-Dieter Löffler, ein Arzt mit Leib und Seele – das machte dieser Abend der eher ernsten Themen deutlich. Und zugleich wurde klar, dass ihm Gesundheit und Wohlergehen der Mitmenschen auch im Ruhestand ein Herzensanliegen bleibt.
Hochwasser - Lilienthal als Vorbild für Borgfeld?
Bürgermeister Kim Fürwentsches hielt einen beeindruckenden Vortrag vor dem Bremer Zentrum für Baukultur
Bremen – Lilienthal: Das Bremer Zentrum für Baukultur hatte am Mittwoch, dem 6. Februar 2024, zum Thema „Hochwasserereignisse 2023/24 in der Metropolregion Nordwest“ einen Gast eingeladen, der mit seinem Einsatz bei der jüngsten Flut an Wümme und Wörpe über den Nordwesten hinaus Ansehen gewonnen hat: Kim Fürwentsches, Bürgermeister der Gemeinde Lilienthal, meisterte im Verbund mit anderen durch Umsicht und Tatkraft über mehrere Wochen hinweg die durch die Überschwemmungen verursachten Herausforderungen und ist weiterhin unterwegs, Lehren und Schlussfolgerungen aus der Flut zu ziehen, um für die Zukunft gewappnet zu sein.
Daher war es nicht überraschend, dass der Saal des Bremer Zentrums für Baukultur Am Wall bis auf den letzten Platz besetzt war, als Fürwentsches detailliert die Ereignisse in den Wochen zwischen Dezember 2023 und Januar 2024 schilderte. Von Beginn an koordinierte der Bürgermeister mit seinem Krisenstab in enger Abstimmung mit Polizei, Feuerwehr, THW, den Verbänden der Wasserwirtschaft und anderen Institutionen den Einsatz der Hilfskräfte.
Da gleich an mehreren Stellen in Lilienthal das Hochwasser bedrohlich anstieg, war rasches und zugleich umsichtiges Handeln geboten. In seinem Vortrag benannte Fürwentsches die kritischen Punkte und Schwachstellen: Mühlendeich, Stadskanaal, Zollpfad, Am Holze, Hexenberger Straße, Schützenplatz und Truperdeich.
Besonders problematisch waren die mit Schmutzwasser gefüllten Rückhaltebecken; diese mussten kontrolliert abgepumpt werden, um eine großflächige Verunreinigung der Gemeinde zu verhindern. Lilienthal hat kein eigenes Klärwerkt und leitet sein Schmutzwasser nach Bremen ab.
Was dem grünen Politiker – Fürwentsches besitzt ein Kapitänspatent und war, bevor er in die Kommunalpolitik wechselte, bei der Wasserschutzpolizei angestellt - was ihm besonders hoch angerechnet wird, ist die Tatsache, dass die Evakuierung von Häusern und Wohnungen ohne Proteste bewerkstelligt wurde: „Wir mussten Menschen aus ihren Wohnungen holen,“ sagte er, „aber niemand hat sich gesträubt. Es gab keinen Widerstand.“
Voraussetzung dafür waren geduldige Überzeugungsarbeit und ein kontinuierlicher Informationsfluss, und zwar per Whats-App-Kanal, Bürgertelefon (über 9000 Anrufe), Videobotschaften sowie regelmäßige Infos an Zeitungen und elektronische Medien. Dass in Lilienthal die Folgen der Flut entschlossen bekämpft wurden, sprach sich schnell herum: Insgesamt 436 freiwillige Helfer aus der Umgebung, nicht zuletzt auch aus den benachbarten Bremer Stadtteilen, meldeten sich, um mitanzupacken, bei der Evakuierung zu helfen und Sandsäcke zu füllen. Über 19.000 Sandsäcke wurden verbaut.
Der allein in Lilienthal entstandene Schaden wird auf mehrere Millionen Euro veranschlagt. Die genaue Summe wird derzeit noch ermittelt. Wer für den Schaden aufkommt, ist keineswegs geklärt. Und die Folgekosten für einen verbesserten Deich- und Umweltschutz in Zeiten des Klimawandels mit Starkregen und Dürreperioden dürften die Schadenssumme weit übersteigen.
Um den neuen Herausforderungen für einen besseren Hochwasserschutz zu begegnen, will der Lilienthaler Bürgermeister weiter umsichtig vorgehen. Die Gemeinde hat ein Planungsbüro eingeschaltet, das bis zum Jahresende, also innerhalb weniger Monate, Maßnahmen entwickeln und vorschlagen soll.
Neue Ideen sind gefordert, etwa für die künftige Flächenbewirtschaftung, den Umgang mit gefährdeten Siedlungen und das Wassermanagement zwischen Wümme und Wörpe. Im Vordergrund steht jedoch der Deichschutz. Im Gespräch ist die Erhöhung der Deiche um einen halben Meter. Das allein bedeutet eine Mammutaufgabe.
Die PowerPoint-Präsentation des Bürgermeisters wurde im Bremer Zentrum für Baukultur mit viel Beifall aufgenommen. Vielleicht kann die Hansestadt von der Nachbargemeinde, was den Umgang mit Hochwasser angeht, etwas lernen, bevor demnächst die große Flut wieder bis an die Deichkronen reicht und schnelles und zupackendes Handeln gefordert ist – ob in Borgfeld, in der Neustadt oder anderswo im Nordwesten an Weser, Wümme und Wörpe.
Hermann Vinke, Bremen, den 21.05.2024
Schuldenbremse - Fessel zur Unzeit
Anmerkungen zum Vortrag von Prof. Rudolf Hickel vor dem Borgfelder Forum
Die Premiere des Borgfelder Forum, Veranstaltungen nicht nur analog vor realem Publikum, sondern erstmals gleichzeitig auch im Internet als Livestream zum Mitverfolgen anzubieten, war ein voller Erfolg. Den Rahmen dazu bot am Dienstag, dem 13. Februar 2024, das im vergangenen Jahr gegründete Virtuelle Bürgerhaus, in dem fast alle Vereine, Institutionen und Stiftungen in Borgfeld ihre Termine anbieten – dies wiederum virtuell im Netz und zugleich über die im Stadtteil verteilten Schaukästen.
Der Erfolg zum Auftakt im Seminarraum der Ev. Gemeinde hatte in erster Linie mit dem Namen des Redners dieses besonderen Abends zu tun: Prof. Dr. Rudolf Hickel. Hickel, seit einigen Jahren wohnhaft in Borgfeld, zählt zu den bekanntesten und renommiertesten Finanz- und Wirtschaftswissenschaftlern in Deutschland. In einem atemberaubenden Tempo blätterte er viele Facetten eines Themas auf, das neben den vielen Krisen und den Kriegen derzeit brandaktuell die Schlagzeilen der Presse beherrscht: die ökologisch-soziale Transformation oder weniger wissenschaftlich in Frageform ausgedrückt: Steht der Klimaschutz auf der Kippe?
Die Gefahr eines Scheiterns dieses für unseren Planeten existentiellen Projektes wegen fehlender Geldmittel betrifft nicht nur den Globus als Ganzes, nicht nur einzelne Staaten wie Deutschland, sondern auch die Bundesländer bis hin zum Stadtstaat Bremen und Bremerhaven.
Rudolf Hickel ist ein Menschenfänger. Er versteht es, komplizierte Zusammenhänge verständlich darzustellen und sein Publikum in komplexe Gedankengebilde mit einzubeziehen. Auf diese Weise verwandelte er den Seminarraum der Ev. Gemeinde an der Katrepler Landstraße in Borgfeld in einen Hörsaal, in dem intensiv zugehört und anschließend lebhaft gefragt und diskutiert wurde.
Im Zentrum seiner Analyse stand die zurzeit heftig diskutierte Schuldenbremse, die wie eine Fessel zur Unzeit die Entwicklung in Deutschland blockiert. Angesichts der Milliardensummen, die der Krieg in der Ukraine von Deutschland fordert, angesichts des Umbaus der Wirtschaft auf klimaschonende Produktionslinien, angesichts der Herausforderungen für den Sozialstaat durch Migration und Bildungsprobleme wirkt die Schuldenbremse wie ein Anachronismus.
Der Wissenschaftler Rudolf Hickel gehört nicht zu den Leuten, die nicht müde werden, davor zu warnen, kommenden Generationen immer mehr Schulden aufzubürden. Im Gegenteil – er plädiert energisch dafür, das Verbot kreditfinanzierter öffentlicher Investitionen schleunigst aufzugeben, weil sonst die Kinder und Enkel die teure Zeche und die schlimmen Folgen für verfehlten Weichenstellungen und verpasste Reformen zahlen müssten.
Das Bestechende an seiner Argumentation ist, dass er nicht entlang einer Parteilinie argumentiert, dass er vielmehr Beschäftigte wie Unternehmer mit in den Blick nimmt, dass Menschen mit geringen Einkommen in seinen Überlegungen stets Berücksichtigung finden, wenn es darum geht, lahmenden Branchen erneut auf Trab zu bringen und die deutsche Wirtschaft wieder anzukurbeln. Immer wieder lieferte Hickel Wegweiser zum Verständnis schwieriger Zusammenhänge.
Auf Bremen bezogen, sprach er sich für eine gezielte Förderung des Stahlwerkes ArcelorMittal aus, das seine Produktion auf grünen Stahl umstellen will. Das ist deswegen dringend geboten, weil das Stahlwerk für etwa die Hälfte der klimaschädlichen CO 2-Emissionen in Bremen verantwortlich ist. Die mit der Transformation verbundene innovative Technologie hat nach den Worten von Hickel das Potential, zum Exportschlager zu werden.
Auf die Frage, ob ein Scheitern dieses Unternehmens ähnlich verheerende Folgen für das Land Bremen haben werde, wie der Untergang der Werften AG Weser (1983) und Bremer Vulkan (1997), antwortete Hickel mit einer Reminiszenz. Er habe miterlebt, wie der damalige Bürgermeister Hans Koschnick mit Tränen in den Augen der Belegschaft das Ende der AG Weser mitgeteilt habe.
Das Stahlwerk ArcelorMittal habe wirtschaftlich nicht die Bedeutung, wie die beiden ehemaligen Traditionswerften sie seinerzeit besessen hätten. „Dennoch wäre der Untergang des Stahlunternehmens eine Katastrophe“, sagte Hickel zum Schluss.
*
Der Vortrag von Prof. Dr. Rudolf Hickel im Rahmen des IAW Colloquiums unter dem Titel Schuldenbremse oder „goldene Regel“? Finanzpolitik für die sozial-ökologische Zeitenwende steht hier zum download bereit.
Bremen, 15.02.2024, Hermann Vinke
Download Anmerkungen Download Vortrag IAW
Ökologisch-soziale Transformation
Steht der Klimaschutz in Bremen auf der Kippe?
Prof. Dr. Rudolf Hickel spricht am Dienstag, 13. Februar, um 19.30 Uhr in einer öffentlichen Veranstaltung im Seminarraum der Ev. Gemeinde, Katrepeler Landstraße 9, in Borgfeld über die Risiken bei der Finanzierung des Klimafonds.
Um Anmeldung unter [email protected] wird gebeten.
Die Veranstaltung wird auch online übertragen.
Für die onlineTeilnahme bitte hier klicken.
Borgfeld lädt ein: Ein Veranstaltungskalender des virtuellen Bürgerhauses hängt jetzt in Borgfeld Mitte
Diese Veranstaltung wird auf einen neuen Termin verschoben.
Erste Lehren aus dem Hochwasser in Borgfeld
Das Borgfelder Forum hatte zu einem Erfahrungsaustausch eingeladen und über 60 Menschen kamen.
Den von der Flut Betroffenen in Borgfeld einen „Raum“ zu geben für einen ersten Erfahrungsaustausch über das von ihnen erlebte Geschehen der vergangenen drei Wochen, das war das Ziel der Bürgerinitiative Borgfelder Forum beim Treffen am 15. Januar 2024 im Seminarraum der Ev. Gemeinde an der Katrepeler Landstraße. Doch dieser Raum war für die Versammlung dann fast zu klein, weil so viele gekommen waren.
Nicht nur die Borgfelderinnen und Borgfelder nahmen teil, die vom Hochwasser direkt betroffen waren und überwiegend nach wie vor sind, sondern auch viele interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie einige Experten. „So etwas haben wir in unserer Lebenszeit noch nicht erlebt!“ Dieser Satz war im Laufe der Diskussion über die Flut mehrfach zu hören, verbunden mit der Frage: „Was muss nun geschehen?“ Denn solche Ereignisse könnten sich in absehbarer Zeit im Zuge des Klimawandels wiederholen.
Stephan Levin, Geschäftsführer des Deichverbandes am rechten Weserufer, konstatierte zwei Faktoren für das Geschehen: der Dauerregen der letzten Wochen, der das Wasser bei verdichteten Böden nicht mehr hinreichend versickern ließ, und zwei Sturmfluten hintereinander, die das Wasser in die Weser gedrückt hätten. Dies habe zu dem ungewöhnlich schnellen und hohen Pegel der Wümme geführt. In Timmersloh seien Deiche so weich geworden, dass diese mit Tausenden Sandsäcken verstärkt werden mussten.
Dieter Otten von der Dorfgemeinschaft Timmersloh bedankte sich für den unermüdlichen Tag- und Nachteinsatz des Deichverbandes und der Freiwilligen Feuerwehr. Ihr Einsatz habe noch Schlimmeres verhindert.
Markus Theuerholz, Wehrführer der Freiwillige Feuerwehr Borgfeld, stellte fest: Am Erbrichterweg und an der Katrepeler Landstraße war die Lage besonders dramatisch. Dort mussten Versorgungsleitungen kontrolliert, Keller leer gepumpt, umgestürzte Bäume beseitigt, Sandsäcke gefüllt, sowie Grundstücke und Garageneinfahrten abgedichtet werden. Öltanks drohten auszulaufen und die Umgebung großflächig zu verseuchen. Sein besonderer Dank galt den Einsatzkräften sowie der Bevölkerung, die den Helferinnen und Helfer mit warmen Getränken und Lebensmitteln versorgt hätten.
Was ist zu tun? Daniel Heinke, Abteilungsleiter im Innenressort der Hansestadt und dort zuständig für die Feuerwehren, erklärte:: „Wir werden ressortübergreifend schauen, was wir verbessern können.“ Dieter Otten: „Der Deichverband soll klären, warum das Wasser so schnell kam und nach wie vor nicht abläuft!“ Stefan Levin: “In Butendiek müssen Deichverteidigungswege gebaut werden. Dort und in Timmersloh ist zu prüfen, ob Deiche verstärkt oder auch erneuert werden müssen."
Nach dieser intensiven Diskussion bleibt also noch viel zu tun und es besteht ein großer Klärungsbedarf. Bislang ist unklar, wie viele Einwohnerinnen und Einwohner geschädigt wurden, wie groß der Schaden ist, wie den Betroffenen geholfen werden kann und welche Vorkehrungen für die Zukunft getroffen werden, damit die Koordinierung der Einsatzkräfte und die schnelle Hilfe für die betroffenen Menschen so organisiert und geregelt werden kann wie im benachbarten Lilienthal geschehen. Dort hat die Kommunikation und die Abstimmung unter den Hilfskräften bis auf wenige Pannen gut funktioniert.
Carsten Böning , Hermann Vinke / 19. Januar 2024
Das Virtuelle Bürgerhaus startet
Das Virtuelle Bürgerhaus Borgfeld bringt alle Ideen und Möglichkeiten
Borgfelds und seiner Bürger und Bürgerinnen zusammen ins echte Leben. Veranstaltungen, Orte, Initiativen – alles unter einem Dach, ohne
ein eigenes physisches Bürgerhaus zu haben.
Das Virtuelle Bürgerhaus ist das verbindende Dach über die
bestehenden Gruppen, Vereine und alle Menschen, die sich in
und für Borgfeld engagieren.
Der Veranstaltungskalender, in dem alle gemeldeten Veranstaltungen und Events aufgenommen sind, kann unter " Borgfeld lädt ein"
eingesehen und als pdf Datei heruntergeladen werden.
Virtuelles Bürgerhaus Borgfeld- was ist das?
Das Virtuelle Bürgerhaus bringt alle Ideen und Möglichkeiten
Borgfelds und seiner Bürger:innen zusammen ins echte Leben.
Veranstaltungen, Orte, Initiativen – alles unter einem Dach, ohne
ein eigenes physisches Bürgerhaus zu haben.
Das Virtuelle Bürgerhaus ist das verbindende Dach über die
bestehenden Gruppen, Vereine und alle Menschen, die sich in
und für Borgfeld engagieren.
Mehr Miteinander statt Gegeneinander
Anmerkungen zur Kandidaten-Befragung am 20-April in der Fleetstube der Bremer Heimstiftung in Borgfeld
Politik, erst recht Kommunalpolitik ist bekanntlich ein schwieriges Geschäft. Das zeigte sich schon im Vorfeld der Befragung von Kandidatinnen und Kandidaten für die Beiratswahl am 14. Mai 2023. Das Borgfelder Forum hatte Wochen zuvor die Spitzenbewerber der Parteien zur Veranstaltung am 20. April in der Fleetstube eingeladen und war wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass zumindest CDU, Grüne und SPD, wie vor vier Jahren, die Chance wahrnehmen würden, mit Wählerinnen und Wählern ins Gespräch zu kommen. Die Einladung, die auch an FDP und BiW ging, war jeweils verbunden gewesen mit der Bitte, im Fall von Terminproblemen eine Vertretung zu benennen.
Im Gegensatz zu SPD und Grünen, die sofort ihre Teilnahme zusagten, reagierte die CDU hinhaltend, ohne sich festzulegen, bis schließlich ihr Spitzenkandidat Jörn Broeksmid absagte und der Veranstaltung Erfolg wünschte.
Daraufhin unternahm unsere Bürgerinitiative per Mail, im direkten Gespräch und am Telefon über mehrere Tage hinweg den ernsthaften Versuch, einen anderen Bewerber oder eine Bewerberin aus der CDU-Riege für die Teilnahme zu gewinnen. Ortsamtsleiter Karl-Heinz Bramsiepe (CDU) wurde gebeten, seinen Einfluss geltend zu machen oder selbst zur Befragung zu kommen. Letzteres lehnte Bramsiepe ab. Ein ähnliches Ersuchen ging an die hiesige CDU-Vorsitzende Gabriele Piontkowski.
Die Mühe war vergebens. Von den zehn Bewerbern*innen der CDU sah sich niemand in der Lage, den Termin in der Fleetstube der Borgfelder Heimstiftung wahrzunehmen. Gegenüber der „Wümme-Zeitung“ wurden dafür berufliche und familiäre Gründe genannt, also Terminschwierigkeiten. Das hat das Borgfelder Forum zu respektieren. Was der eigentliche Grund dieser „konzertierten Absage“ war, darüber kann sich jeder seinen eigenen Reim machen.
Wer angenommen hatte, die Veranstaltung ohne CDU-Beteiligung werde nicht stattfinden, sah sich getäuscht. Denn die Befragung von Prof. Juliane Filser, Bündnis 90 / Die Grünen, und Bernd Stenner, SPD, entwickelte sich im Laufe des Abends zu einem intensiven Dialog, „nahe, authentisch und ohne große Politfloskeln“, wie die „Wümme-Zeitung“ schrieb.
Mit ihren zum Teil kecken und nachhakenden Fragen sorgte die Moderatorin, die Journalistin Carolin Henkenberens, von Beginn an für eine frische Note, sodass die Befragung nie langweilig wurde. Mit ihren Antworten lieferten Juliane Filser und Bernd Stenner zugleich ein nachahmenswertes Beispiel für Fairness und Toleranz im Umgang miteinander, auch wenn sie an mehreren Stellen verschiedener Meinung waren. Dieser Umgang unter konkurrierenden Parteien sollte in Borgfeld Schule machen.
Bei den drei von unserer Bürgerinitiative vorgegebenen Themenblöcken Klimaneutrales Borgfeld, Verkehrsberuhigung in Ortsmitte und Bürgerhaus gab es Ideen und Vorschläge, die Hoffnung machen, dass der seit langem vorherrschende Stillstand überwunden werden kann und vielleicht so etwas wie eine Aufbruchsstimmung entsteht. So regte Juliane Filser an, die Borgfelder Heerstraße im Ortskern am Samstag für den Durchgangsverkehr zu sperren, um auf diese Weise einen stressfreien Marktbesuch zu ermöglichen. „An einem autofreien Sonnabend könnten die Menschen einmal erleben, wie schön das ist,“ sagte Filser.
Die Wissenschaftlerin, die an der Bremer Uni Ökologie lehrt und im nächsten Jahr in Pension geht, sprach sich ferner dafür aus, in Ortsmitte einen stationären oder mobilen Pavillon zu schaffen. Dort könnten die Menschen ins Gespräch kommen, Musik genießen oder Nachbarn treffen. Im Beirat will Filser sich dafür einsetzen, dass der Zusammenhalt im Stadtteil besser wird und Alt-Borgfeld und die neuen Wohngebiete endlich zusammenwachsen. Sie will das Gegeneinander auflösen und die gemeinsame Suche nach Lösungen voranbringen.
Filser verlangte eine intensivere Nutzung der Jacobs Wurth durch Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Die Wiese wird bislang fast ausschließlich von der Schützengilde in Anspruch genommen, obwohl die Fläche Eigentum der Stadt ist und vom Stifter ausdrücklich der Allgemeinheit gewidmet worden war. In diesem Zusammenhang bedauerte die Ökologin das Fernbleiben der CDU in der Kandidatenrunde. Der Dialog und das Aufeinander-Zugehen sei heute wichtiger denn je, sagte sie.
Bernd Stenner, von Beruf Maschinenbauingenieur, hatte gegenüber Juliane Filser den Vorteil, dass er nach vier Jahren Zugehörigkeit zum Beirat die begrenzten politischen Einflussmöglichkeiten dieses Gremiums realistisch einzuschätzen weiß. Deshalb meldete er an einigen Stellen Bedenken zu den Vorschlägen seiner Mitbewerberin an, etwa bei der Sperrung des Ortskerns am Markttag. Für Stenner kommt es darauf an, die großen Projekte wie „shared space“, also den Umbau der Borgfelder Mitte, auf ein realistisches Maß, d. h. auf machbare Schritte herunterzubrechen und dabei das eigentliche Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.
Deutlicher als Filser sprach er sich für ein Bürgerhaus in Borgfeld aus, allerdings nicht um jeden Preis. Die Bevölkerung müsse bei solchen Vorhaben mitgenommen werden. Mit Blick auf den ökologischen Umbau plädierte Stenner für eine sozial-ökologische Transformation, die von möglichst vielen Menschen mitgetragen werde.
Einig waren sich Stenner und Filser darin, dass der seit längerem andauernde Stillstand bei wichtigen Vorhaben überwunden werden muss, und zwar als ein gemeinsames Anliegen der Parteien zur Zukunftsgestaltung, Das gelte erst recht für den Klimawandel, dieser Schicksalsfrage der Menschheit, zu der jeder / jede einen Beitrag leisten müsse. Klimaneutralität – das erklärte die Moderatorin Henkenberens gleich zu Beginn – bedeutet, dass von einem bestimmten Zeitpunkt an nur noch so viele schädliche Treibhausgase ausgestoßen werden, wie die Natur aufnehmen kann. Dazu kam aus dem Publikum ein Vorschlag, der Beachtung verdient, und zwar für jedes einzuschulende Kind einen Baum zu pflanzen.
In der Diskussion gab es heftige Kritik daran, dass das Auto immer noch als das Maß aller Dinge betrachtet werde, nach dem sich Planung zu richten habe: Parkplätze, Fahrbahnbreite, Geschwindigkeit – immer gehe es ums Auto, während Fußgänger und Radfahrer weiter nur am Rande eine Rolle spielten.
Am Ende der Befragung wurden über den Verlauf des Abends durchweg gute Noten erteilt. Die Besucher waren nicht mit den sonst vielfach üblichen Polit-Versatzstücken abgespeist worden, sondern hatten das Ringen um ehrliche Antworten gespürt. Das lässt für die künftige Besetzung des Beirates hoffen, auch wenn sich dieses Mal nur zwei Parteien den Fragen der Moderatorin und des Publikums stellten.
Hermann Vinke
Bremen, den 24.04.2023
Politik auf dem Prüfstand
Sie fragen - Beiratskandidat*innen antworten
Im Vorfeld der Ortsbeiratswahl veranstaltet das Borgfelder Forum eine Befragung der Spitzenkandidaten und Spitzenkandidatinnen der Borgfelder Parteien zur Wahl des künftigen Ortsbeirats in unserem Stadtteil zu folgenden Themen:
- Klimaneutrales Borgfeld -Natur und Umwelt
- Die Ortsmitte neu denken - Verkehrsberuhigung
- Ein Bürgerhaus für Borgfeld - Kultur und Zusammenhalt
Wann: Donnerstag, 20. April 2023 um 19:30 Uhr
Wo: In der Fleetstube der Heimstiftung Daniel- Jacobs- Allee 1
Dröhnender Stillstand in Borgfeld
Anmerkungen zum jüngsten Votum des Beirates Borgfeld in Sachen Ortsmitte
Hermann Vinke, Sprecher Borgfelder Forum
Der Beirat Borgfeld hat in seiner Sitzung am 21. Februar 2023 den Antrag des Borgfelder Forums, die Borgfelder Heerstraße zwischen Krögersweg und der Kreuzung Hamfhofsweg / Borgfelder Landstraße als Einbahnstraße einzurichten, geschlossen abgelehnt. Bei zwei Enthaltungen gab es nicht eine Stimme dafür. Das Votum geht – um es vorweg zu sagen – nicht zu Lasten unserer seit 2015 bestehenden Bürgerinitiative, sondern nach meiner Überzeugung zu Lasten unseres Stadtteils, wo seit Jahren auf allen wichtigen Feldern Stillstand herrscht.
Zur Vorgeschichte dieses Beschlusses gehört ein Treffen des Borgfelder Forums mit vier Mitgliedern des Beirates: Jörn Broeksmid und Wolfgang Klüver, beide CDU, Bernd Stenner, SPD, und Jürgen Klaes von den Grünen. In einer ruhigen und sachlichen Debatte wurde das Für und Wider einer Einbahnstraße in Ortsmitte erörtert und der Zusammenhang zu unserem Ausgangspunkt klargestellt: „Die Ortsmitte neu denken – weniger Autoverkehr, mehr Aufenthaltsqualität“
Für unseren Ansatz gab es nicht nur Verständnis, sondern sogar Zustimmung in dem Sinne, die Ortsmitte müsse attraktiver werden. Von Ablehnung jedenfalls keine Spur. Jürgen Klaes drängte uns sogar, einen formellen Antrag an den Beirat zu richten, was zunächst gar nicht unsere Absicht war. Unseren Kommunalpolitikern wollten wir einen Impuls mit auf den Weg geben, mehr nicht. Die „Wümme-Zeitung“ berichtete entsprechend; die Unterzeile zur Überschrift „Vorschläge für die Ortsmitte“ lautete: „Wie das Borgfelder Forum den Verkehr reduzieren und zum Flanieren einladen möchte“.
Die Sitzung des Beirates am 21. Februar nahm dann einen gänzlich anderen Verlauf als die Vorbesprechung erwarten ließ. Gleich zu Beginn lieferten der Beiratssprecher und einzelne Beiratsmitglieder die Stichworte für eine Debatte, die in weiten Teilen von Polemik bestimmt war und mit einer sachlichen Abwägung eines Vorschlages nichts mehr zu tun hatte.
Polemik ist im politischen Geschäft eine beliebte Methode, vom eigenen Versagen abzulenken. Zumindest reicht diese Form der Auseinandersetzung in Borgfeld stets für einen stimmungsvollen Bericht in der „Wümme-Zeitung“, wie gerade wieder zu lesen war. Polemik als Ersatz für solide Kommunalpolitik. Tatsächlich tendiert die Leistungsbilanz des Beirates Borgfeld mit seiner Mehrheitsfraktion am Ende dieser Legislaturperiode gegen Null:
Die Erneuerung des Ortskerns liegt seit drei Jahren auf Eis. Hat jemand in dieser Zeit den Versuch gemacht, das Konzept „Shared Space“ auf machbare Segmente herunterzubrechen, um wenigstens stufenweise voranzukommen?
Bezahlbarer Wohnraum für Alt und Jung in Borgfeld – Fehlanzeige! Der Versuch, mit diesem Anliegen beim Projekt „Borgfelder Landhaus“ in letzter Minute einzusteigen, wirkt lächerlich. Dieser Zug ist abgefahren.
Ein Bürgerhaus für Borgfeld als Stätte der Begegnung und der Kultur – Fehlanzeige! Drei Standorte kamen dafür bislang in Betracht, begleitet von zahllosen Gesprächen, Kalkulationen und Konzepten. In keinem einzigen Fall hat die CDU konstruktiv an einer Realisierung mitgewirkt. In die Organisation des Borgfelder Weinfestes (nichts gegen Weinfeste!) floss mehr Energie als in das schon so lange geplante und von vielen gewünschte Bürgerhaus.
Zurück zur Ortsmitte: In ihrem Bericht „Erregte Debatte über Einbahnstraße“ zitiert die „Wümme-Zeitung“ mich mit dem Satz „Ohne Bewusstseinsveränderung wird es nicht gehen, wir müssen auf das Auto verzichten.“ (WZ 23. 2. 2023) Das habe ich gesagt, wobei natürlich nicht ein genereller Verzicht auf das Auto gemeint war, sondern Verzicht im Sinne von einschränken und reduzieren, was anderswo angesichts des Klimawandels längst gängige Überzeugung ist. An dieser Reduzierung führt meines Erachtens kein Weg vorbei.
Im letzten Satz zur Begründung unseres Antrages an den Beirat heißt es: „Das Auto ist nicht mehr das Maß aller Dinge. Fußgänger und Radfahrer bekommen in der neuen Mobilität gleiche Rechte.“ Es wäre wünschenswert, wenn der im Mai neu zu wählende Beirat sich auf diesen Grundsatz verständigen und überhaupt den dröhnenden Stillstand in der Entwicklung Borgfelds zügig überwinden könnte.
25.02.2023
„Klimaneutrales Borgfeld - Leitlinien und Leitplanken
Hermann Vinke, Sprecher Borgfelder Forum
Die Auftaktveranstaltung zum angestrebten Ziel, ein klimaneutrales Borgfeld zu schaffen, war ein voller Erfolg. Über 40 fachkundige und interessierte Einwohner*innen kamen am 27. Juni auf Einladung des Borgfelder Forums ins Fleet, den Tagungsraum der Heimstiftung an der Daniel-Jacobs-Allee. Die vier Experten*innen auf dem Podium machten beim Hearing mit ihren Kurzreferaten zwei Einsichten unmissverständlich klar: Nur ein radikales Umdenken im Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen bietet die Chance, den Folgen Klimawandels wirksam entgegenzutreten. Und ferner: Jeder / jede von uns kann hier und heute damit beginnen, mit seinem eigenen Verhalten Maßnahmen zum Klimaschutz zu ergreifen.
Borgfeld besitzt ein Kleinod, das uns das Verständnis für die Belange der Natur ungemein erleichtern kann. Darauf verwies Rebekka Lemb, die Geschäftsführerin von Nordwest-Natur, zum Auftakt der Anhörung. Die Stiftung betreibt in den Borgfelder Wümmewiesen ein kompliziertes komplexes Naturschutz-Management, das offenbar gut funktioniert. Die Interessen von Landwirten, die dort Vieh- und Weidewirtschaft betreiben, sollen gewahrt werden. Der Schutz seltener Pflanzen und Tiere, etwa Bekassinen und Wachtelkönig, hat Vorrang. Radfahrer und Spaziergänger sind auf Abstand und zugleich gegenseitiges Verständnis angewiesen, um nicht aneinander zu geraten.
Und nicht zuletzt braucht die Wümme mit ihren Nebenarmen, die bislang Versuchen zur Begradigung weitgehend widerstanden hat, genügend Wasser, damit angrenzende Moore nicht austrocknen und das klimaschädliche Kohlendioxid weiter speichern. „Wiedervernässung“ fordern Umweltschützer, um Moore als wichtige CO2-Senken zu erhalten.
Entlang der Wümme Windräder aufzustellen und Wiesen für Parks mit Sonnenpaneelen zu nutzen - das ist eine der Ideen, die unter dem Druck von Energie-Knappheit und drohenden Lieferboykotts für Öls und Gas entstanden sind, aber beim Hearing im Fleet entschieden zurückgewiesen wurden. Bevor dafür Naturschutzgebiete herangezogen werden, sollten andere Möglichkeiten ausgeschöpft werden, z. B. die Dächer von öffentlichen Gebäuden für Sonnenkollektoren zu nutzen oder die energetische Sanierung von Wohngebäuden zu forcieren, hieß es dazu.
Diesem Thema widmete sich Michael Kruse, promovierter Physiker und Grünenpolitiker im Borgfelder Beirat. Tatsächlich bietet gerade Borgfeld mit seinen Siedlerhäusern, die in den 1950er- und 1960er-Jahren für Geflüchtete und Vertriebene aus den deutschen Ostgebieten errichtet wurden, eine gute Ausgangsbasis für ein Modellprojekt, das hoffentlich nicht in die Mühlen der Bürokratie gerät und dort geschreddert wird. Denn viele Wohnungen und Häuser nicht nur in Borgfeld werden nach wie vor mit Gas und Öl geheizt – durch Anlagen, die in vielen Fällen überaltert sind und ohnehin ersetzt werden müssen. Und die Gebäude selbst müssen vielfach von Grund auf saniert werden.
Ein riesiges Potential zum Energiesparen bietet auch der Alltag in Haus und Hof. Inse Ewen, Energieberaterin von der Verbraucherzentrale Bremen, schilderte Beispiele aus ihrer täglichen Praxis, die nur einen Schluss zulassen: Ein anderes bewussteres Verhalten birgt enorme Potentiale, Energie und damit auch Geld zu sparen. Nach ihren Worten braucht der häusliche Geräte- und Maschinenpark eine gründliche Revision, weil fast überall Ressourcen sinnlos vergeudet werden.
Thomas Stierle vom ADFC Bremen hielt den Anwesenden gleich zum Auftakt seines Beitrages einen Spiegel vor, in dem sich die meisten wiedererkannt haben dürften, als er sage: „In Borgfeld verhält sich niemand klimaneutral!“ Selbst Kurzstrecken von zwei Kilometern werden mit dem Auto zurückgelegt, obwohl das Fahrrad vielleicht nebenan in der Garage steht.
Stierle, Experte für Mobilität, der sich durch Gutachten und eigene Anschauung in Borgfeld bestens auskennt, hielt ein energisches Plädoyer für das Zweirad, wobei es nicht immer der E-Antrieb sein müsse. E-Bikes sind zwar immer noch besser als PKW, aber auch nicht CO2 neutral.
Zugleich verlangte er mit Blick auf die Verkehrsregeln, Fußgänger und Radfahrer eindeutig mit Autofahrern gleichzustellen, ihnen die gleichen Rechte einzuräumen und dem Pkw die Vorrangstellung zu nehmen.
Diese und andere Vorschläge zielen nicht darauf, ein „Bad Borgfeld“ zu kreieren, also in Zukunft im Stadtteil die wohlige Wellness-Atmosphäre von Kurorten auszustrahlen. Dem Borgfelder Forum geht es vielmehr darum, möglichst praktische, d. h. im Alltag umsetzbare Schritte zur Klimaneutralität aufzuzeigen, nicht zuletzt auch um einen Bewusstseinswandel. Denn wir alle, jedenfalls die meisten von uns, leben über unsere Verhältnisse.
Bereits im Monat Mai 2022 am 4.Mai 2022 hat die Bundesrepublik Deutschland so viele Ressourcen verbraucht, wie ihr für das ganze Jahr zustehen würden, ginge auf der Welt halbwegs gerecht zu. Das heißt, unser Wohlstand basiert auf der Armut unterentwickelter Länder, die uns ihren Naturreichtum zur Verfügung stellen, während sie selber arm bleiben. Diese globale Ungerechtigkeit schmälert und beeinträchtigt darüber hinaus die Zukunft unserer Nachkommen, die nicht mehr wie wir aus dem Vollen schöpfen können und stattdessen mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen haben.
Diese krasse Ungleichheit nimmt nicht nur weltweit zu, sondern auch in unserem Land. In Deutschland sind die Reichen während der Corona-Pandemie noch vermögender geworden und die Armen noch ärmer. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, die Corona-Pandemie, die andauert, und die sich verschärfende Klimakrise führt absehbar wahrscheinlich schon bald zu Verteilungskämpfen, wie sie unser Land schon lange nicht mehr erlebt hat.
Unsere Bürgerinitiative ist 2015 aus der Arbeit für unbegleitete jugendliche Flüchtlinge entstanden. Als der Strom der Migranten damals auch Borgfeld erreichte, entstand bei einer Einwohnerversammlung im Gemeindesaal der Ev. Kirche so etwas wie eine Pegida-Stimmung. Wie das Bremer Regionalmagazin „buten un binnen“ berichtete, zeigten sich einzelne Borgfelder besorgt, der Wert ihrer Häuser könne sinken, falls Ausländer nach Borgfeld kämen. In einer Sitzung des Beirates hieß es aus dem Publikum, man habe nichts gegen Flüchtlinge, aber die Menschen müssten zu Borgfeld passen!
Solche und ähnliche Abwehrreaktionen riefen Bürgerinnen und Bürger auf den Plan; sie gründeten 2015 einen Runden Tisch, um Freiwillige zu motivieren, eine Willkommenskultur in unserem Stadtteil zu organisieren. Mich hat damals überrascht, welches Maß an spontaner Bereitschaft zur Unterstützung jugendlicher Flüchtlinge aus der Bevölkerung kam. Über 100 Einwohner trugen sich in Listen ein, um dort zu helfen, wo Hilfe am dringendsten benötigt wurde: Kleidung, Unterricht, Behördengänge, Malkurse, Ausbildung, Freizeitgestaltung usw.
Neben Argwohn und Skepsis, die in den folgenden drei Jahren andauerten, gab es diese spontane Bereitschaft, einzuspringen für Jugendliche, die mit dem Nötigsten versorgt werden mussten, um sich in einer fremden Umgebung zurecht zu finden, wo es weder Angehörigen und noch ein Zuhause gab. An diesen beispielhaften Gemeinsinn, den damals viele Borgfelder*innen gezeigt haben, möchte unsere Bürgerinitiative anknüpfen.
Heute geht es um unsere eigene Zukunft, um das Zusammenleben in unserem Stadtteil, um unseren Anteil zum Schutz des Klimas. Für die Zeit nach der Sommerpause plant das Forum ein weiteres Treffen, um Leitlinien und Leitplanken für ein klimaneutrales Borgfeld zu entwickeln. Dazu sind die Teilnehmer*innen des Hearings im Fleet wiederum eingeladen.
Wenn es gelingt, Markierungen für den Klimaschutz aufzustellen und die Bevölkerung dafür zu gewinnen, diese zu berücksichtigen, wäre schon viel gewonnen. Bestimmte Maßnahmen stoßen möglicherweise wegen fehlender Rahmenbedingungen an Grenzen. Die im Land Bremen gültige Baumschutzverordnung z. B. erfüllt ihren Zweck in keiner Weise, weil etwa jeder Bauwillige mit dem Baumbestand auf seinem Grundstück nach eigenem Gutdünken letztlich machen kann, was er will. Sobald es jedoch ein Wissen und ein Bewusstsein dafür gibt, dass Eichen, Buchen, Kiefern sowie Sträucher und Pflanzen für ein funktionierendes Klima und eine gesunde Umwelt unverzichtbar sind, verbietet sich der bislang übliche individuelle Kahlschlag, nur weil etwa ein einzelner Baum einer Mauer im Wege steht, Schatten verbreitet oder, was manche auch nicht ertragen können, im Herbst seine Blätter abwirft.
Leitlinien und Leitplanken können helfen, den Klima-, Umwelt- und Artenschutz Schritt für Schritt zu verbessern. So sollte eine Verständigung darüber erzielt werden, dass künftig bei allen Bauprojekten in Borgfeld die Standards für umweltfreundliches und nachhaltiges Bauen zu berücksichtigen sind. Ökologische Kriterien beziehen sich insbesondere auf die Reduktion des Energieverbrauchs und den behutsamen Umgang mit Flächenressourcen. Ein kritisches Augenmerk gilt nicht zuletzt dem Einsatz von Zement, bei dessen Herstellung große Mengen Kohlendioxid entweicht. Die Zementindustrie zählt also zu den Klimakillern. Deswegen sind nachwachsende Baustoffe angesagt, etwa Holz.
Neueste Erkenntnisse von Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit sollten von Beginn an Bestandteil jeder Planung sein. Diese Forderung bezieht sich auf das Bauvorhaben der Gebrüder Viohl im Ortszentrum sowie auch auf die Baupläne der Hans-Wendt-Stiftung am Lehester Deich.
Borgfeld braucht nicht auf den drohenden Gasnotstand im Herbst zu warten, wenn die Regierung mit drastischen Maßnahmen die Versorgung regelt. Nein, Borgfeld kann sofort mit eigenen Maßnahmen mutig vorangehen. Zum Beispiel lässt sich die üppige Beleuchtung an Häuserfassaden, vorzugsweise an Neubauten, dämmen oder auch ganz abschalten. Flutlichtanlagen, mit denen Gärten nachts angestrahlt werden, sind ebenso überflüssig wie schädlich. Experten sehen die grassierende „Lichtverschmutzung“ als Ursache vieler Störungen in Natur und Umwelt. Zugvögel verlieren ihren Kompass, Insekten ihre Orientierung, ganz abgesehen vom Stromverbrauch durch künstliches Licht.
In den Wümmewiesen haben Landwirte einen Teil ihrer Ländereien in Blühstreifen oder Blühwiesen verwandelt, um dem Insektenschwund etwas entgegen zu setzen. Die Lebensräume für Tiere und Pflanzen sind eng geworden. Auch eigene Gärten, Grünstreifen an Straßen und Gehwegen sowie Balkonkästen lassen sich mit wenig Aufwand zum Blühen bringen. Das sind nur einige Überlegungen und Beispiele, die Eingang in eine Klimafibel für Borgfeld finden können. Das Borgfelder Forum wird sich dabei von ähnlichen Vorhaben in anderen Gebieten inspirieren lassen. Das Potential und der Sachverstand vor Ort sollen jedoch den Ausschlag geben, wenn es darum geht, ein klimaneutrales Borgfeld zu schaffen.
„Klimaneutrales Borgfeld - die nächsten Schritte. Hearing mit ExpertInnen und BürgerInnen.“
Bericht über die Veranstaltung am 27.6.2022
Weit über 40 Gäste hatten teilgenommen. Die Impulsreferate der vier ExpertInnen auf dem Podium führten zu einer regen Diskussion im Plenum. Die Moderation übernahm Hermann Vinke vom Borgfelder Forum.
Die ExpertInnen auf dem Podium:
Rebekka Lemb ( Stiftung Nordwest Natur / Wümmewiesen ) wies auf die bedeutende Klimaschutzfunktion der Wümmewiesen hin. Die Wiesen versorgen Bremen mit frischer, kühler Luft und dienen als wichtiger Rückhalteraum für das Regenwasser im Winter. Eine Landwirtschaft ohne Gülledüngung hilft dort dem Tier- und Planzenschutz. Seit einigen Jahren leiden die Wümmewiesen unter extremer Trockenheit. Wichtig ist, dass schon jetzt die nächste Generation für den Naturschutz sensibilisiert wird. Das bezweckt die Stiftung Nordwest Natur mit dem Projekt „Blaues Klassenzimmer“ - im Verbund mit der Grundschule Borgfeld. Durch praktisches Lernen vor Ort in den Wümmewiesen wird den Kindern der Schule der Klimaschutz erfahrbar gemacht.
Außerhalb der Diskussion ein Hinweis: Das vom Borgfelder Forum geforderte Dorfgemeinschaftshaus im Hamfhofsweg/Borgfelder Allee könnte im Verbund mit den umliegenden Grundschulen als eine ideale Anlaufstation der Stiftung NordWest Natur („Wümme-Lab“) dienen. Leider ist wieder einmal ein solches Gemeinschaftshaus ausgebremst worden - diesmal von der Borgfelder Schützengilde ( siehe den Artikel dazu auf dieser Seite ).
Michael Kruse ( Mitglied des Borgfelder Beirats / Physiker / „Grüne“ ) berichtete über ein energetisches Sanierungsvorhaben in den alten Borgfelder Siedlungshäusern, das im Rahmen eines Modellvorhabens konzipiert wird. Auch die Grundschule Borgfeld und die Kirchengemeinde sollen mit einbezogen werden. Die Klimaschutzagentur „Energiekonsens“ managt das Projekt ( nicht Michael Kruse selbst ). Das Vorhaben ist für die HausbesitzerInnen freiwillig. Sie können bei einer Beteiligung maßgeschneiderte und kostenlose Hilfestellungen von SanierungsexpertInnen erhalten. Vorgesehen ist auch ein/e staatlich bezahlze sog. „SanierungsbeauftragtIn“ mit besonderen hilfreichen Aufgaben für die Durchführung des Modellprojekts.
Inse Ewens ( Verbraucherzentrale Bremen / Energieberaterin ) brachte einige Tipps zum Energiesparen im Haushalt ein, die man im Alltag aus Gedankenlosigkeit nicht nutzt: Beispiele: „Einhebel - Mischbatterien grundsätzlich zunächst immer (rechts) auf „Kalt“ stellen!“ Oder: „ Im Keller nicht mehr das alte stromfressende Kühl- und Gefriergerät nach dem Kauf eines energiesparenden neuen weiter als Zweitgerät verwenden!“ Oder: „Bei neu gekauften Geschirr- und Waschmaschinen ( mit A+++ ) tatsächlich dann auch die wasser- und stromsparenden niedrigen Einstellungen ( Kurzprogramme ) nutzen!“ Oder: „Im Kühlschrank die Temperaturen auf der mittleren Ebene mit einem einfachen Thermometer regelmäßig messen, denn oft sind die Temperaturen der Geräte zu kalt eingestellt!“ So manche weiteren Tipps finden sich in der von ihr mitgebrachten von der Verbraucherzentrale herausgegeben Broschüre „Energiesparen als Mieter“.
Thoms Stierle ( ADFC-Borgfeld ) machte sich für die Verbesserung der Rad- und Fußwege in Borgfeld stark. Das gäbe dann auch mehr Anreiz, auf kürzeren Strecken nicht mit dem Auto zu fahren, sondern auf das Fahrrad umzusteigen. Bei rund der Hälfte aller Fahrten mit dem Auto würden in Borgfeld nur etwa bis zu fünf Kilometern zurück gelegt wetden. Diese Fahrten sollten besser mit dem Rad gefahren werden. Das Fahren mit dem Rad sei ja nicht nur kostenlos, sondern spare eine Menge an CO2 ein. Auch ein E- Bike sei nicht so klimafreundlich wie man denkt, aber immerhin besser als das Autofahren im Dorf. Seine Empfehlung: „Wenn möglich - wieder mal zu Fuß gehen“.
Aus dem Plenum ( Beispiele ):
Michael Schirmer ( Deichhauptmann / rechte Weserseite ): Das Grundwasser ist in Borgfeld eine zunehmend begrenzte Ressource! Die Borgfelder Bürger sollten das Abpumpen von Wümmewasser für ihre Gärten möglichst unterlassen. Er selbst besitze eine größere Fotovoltaik-Anlage und sei dadurch weitgehend selbstversorgend. Also Tenor dahinter: „Schaffen Sie sich - wenn möglich - solche Anlagen an!“
Rolf Wischhusen ( Ingenieur / zuständig für die öffentliche Trinkwasserversorgung )
appelliert auch an die BorgfelderInnen, mit dem Grundwasser sparsam umzugehen, damit die Trinkwasserversorgung gesichert bleibt.
Katja Muchow ( BUND - Bremen ) plädiert ebenso für den Einsatz von Sonnenkollektoren in Borgfeld. Ihr Beispiel: Das große Dach von REWE in der Ortsmitte!
Bernd Stenner ( SPD-Beiratsmitglied) berichtet von Aktionen von BorgfelderInnen und dem Beirat gegen ominöse Baumfällungen im Ort. Von allen Beteiligten wird ein konsequenter Baumschutz gefordert. Deshalb sei eine Änderung der Baumschutz-VO notwendig.
( Hinweis des Borgfelder Forums: Siehe zu dem Thema Baumschutz auch einen Artikel weiter unten auf dieser Webseite)
Carsten Böning
Bremen, den 02.07.2022
Schützengilde stimmt gegen einen Prüfauftrag für ein Bürgerhaus auf der Festwiese
Stellungnahme des Borgfelder Forums
Borgfeld braucht ein Bürgerhaus
Borgfelder Forum: das Votum der Schützengilde sollte nicht widerspruchslos hingenommen werden
Genau 23 der insgesamt etwa 300 Mitglieder der Schützengilde Borgfeld haben sich am 22. Juni 2022 dagegen ausgesprochen zu prüfen, ob auf einer kleinen Fläche von Jacobs Wurth in Verlängerung der Feuerwehr ein Bürgerhaus errichtet werden kann. Das negative Votum hat weitreichende Konsequenzen für unseren Stadtteil mit seinen fast 10.000 Einwohnern*innen. Damit werden die seit vielen Jahren andauernden Bemühungen um einen solchen Ort der Begegnung und der Kultur erneut zunichte gemacht, obwohl die Schützengilde weder Eigentümerin der Festwiese ist noch ein alleiniges Verfügungs- und Nutzungsrecht besitzt.
Mit diesem Votum werden die Ideen, Entwürfe und kreativen Ansätze von Stadtplaner Wendelin Seebacher missachtet. Zugleich wird der Einsatz von Prof. Rudolf Hickel um einen Interessenausgleich zwischen Bürgerverein, Schützengilde und den Verfechtern eines Bürgerhauses vom Tisch gewischt.
Das Borgfelder Forum, das an diesen Bemühungen unmittelbar beteiligt war, wertet die Entscheidung als Ausdruck eines Denkens, das keine Rücksicht auf die Belange der Bevölkerung nimmt. Der Vorsitzende der Gilde, Ingo Buchenau, hat den von ihm mitentwickelten Minimalkompromiss in der Versammlung sachlich und fair vertreten. Schließlich ging es nur um einen Prüfungsauftrag ohne jede Festlegung.
Ein Bürgerhaus soll nicht zuletzt dem Zusammenhalt in der Bevölkerung dienen - ein zentraler Gedanke, vom dem auch die Schenkungsurkunde von Daniel Jacobs geleitet ist. Für die Gegner eines simplen Prüfungsauftrages spielt dies offenkundig keine Rolle, ebenso wenig die Chancen, die sich mit einer solchen Einrichtung für Schülerinnen und Schüler der beiden Grundschulen ergeben würden, auch nicht die Tatsache, dass gerade ältere Menschen gegen die Vereinsamung eine Stätte der Begegnung brauchen. Die Missachtung all dieser Interessen sollte nicht widerspruchslos hingenommen werden.
Für das Borgfelder Forum: Carsten Böning, Hermann Vinke
Bremen, den 30.6.2022
Download Stellungnahme
Klimaneutrales Borgfeld - Die nächsten Schritte-
Hearing mit Experten*innen und Borgfelder Bürger*innen
Das Borgfelder Forum veranstaltet am Montag, 27. Juni 2022, um 19.30 Uhr im Fleet, Daniel-Jacobs-Allee 1, ein öffentliches Hearing, um Wege zu einem klimaneutralen Borgfeld zu erkunden. Eingeladen sind Experten*innen, die praktische, d. h. umsetzbare Schritte für einen schonenden Umgang mit der Natur und ihren Ressourcen darlegen werden:
Rebekka Lemb, Geschäftsführerin von NordWest Natur, spricht über Naturschutz in den Wümmewiesen und das Projekt „Blaues Klassenzimmer“.
Dr. Michael Kruse, Physiker, Mitglied im Beirat Borgfeld, erläutert am Beispiel energetischer Bausanierungen der Katrepeler Siedlungshäuser Modelle für eine klimaneutrale Wärmeversorgung.
Inse Ewen, Energieberaterin der Verbraucherzentrale Bremen, stellt praktische Maßnahmen zum Einsparen von Energie im Alltag vor.
Thomas Stierle, Mitglied im Vorstand des ADFC Bremen, untersucht am Beispiel Borgfeld Möglichkeiten einer umweltschonenden Mobilität.
Der Ablauf des Hearings ist so organisiert, dass die Experten*innen kurze Impulsreferate halten, bevor das Publikum in die Diskussion einbezogen wird. Geleitet wird die Anhörung von der Journalistin Katharina Mild. Das Borgfelder Forum möchte das Bewusstsein für einen anderen Umgang mit der Natur stärken und möglichst konkrete Schritte zu einem klimaneutralen Stadtteil Borgfeld verabreden. Ziel ist ein Plan für einen umfassenden Umwelt- und Ressourcenschutz, der in einem breiten Konsens zwischen Bevölkerung, Beirat und Umweltinitiativen umgesetzt wird.
Anmeldungen, bitte, unter: [email protected]
Um das Tragen einer FFP2-Maske beim Eintritt wird gebeten.
Der Verkehr - ein Dauerbrenner
Borgfeld hat ein Verkehrsproblem, und das schon seit langer Zeit. Andre Fesser (Redaktionsleiter der WüZ ) hatte es auf den Punkt gebracht: Die Verkehrsbelastung in Borgfeld „kann man hören und sehen, wenn man dort mal innehält. Es drückt sich aber auch aus in den Klagen von Anwohnern. Dem Dorf am Rande Bremens wird einiges zugemutet.“ ( WüZ v. 12.3.2022 )
So ist es. Borgfeld ist Einfallstor für den Durchgangsverkehr aus dem niedersächsischen Umland. PKW, LKW, Schwerlaster, Handwerker-Autos, Paketautos, Lieferanten-Autos tummeln sich hier - von Lilienthal kommend oder durch die Wümmewiesen direkt in das Ortszentrum. Hinzu gesellen sich der innerörtliche Autoverkehr (noch zu wenige Borgfelder steigen für ihre Einkäufe aufs Rad) und die landwirtschaftlichen Fahrzeuge) An Markttagen ist das Verkehrskehrsaufkommen in der Enge der Ortsmitte besonders hoch. Zugegeben: Es gibt auch Zeiten - z.B. zur Mittagszeit außerhalb der Markttage , da kommt es einem vor, als ob Borgfeld sich eine Ruhepause gönnt. Aber abends geht‘s dann wieder los, nur dann in die Richtung zurück.
Nicht wenige Fußgänger fühlen sich auf den Gehwegen der Borgfelder Landstraße unsicher., nicht nur wegen der Enge und den Unebenheiten, auch wegen der vielen Fahrzeuge, die an ihnen dicht vorbeirauschen. Radfahrer fühlen sich von den Fahrzeugen an den Rand gedrängt (von einem 1,50 m Abstand kann zumeist nicht die Rede sein). Manche überlegen sich, wenn ein dicker Laster entgegen kommt, ob sie auf der engen Fahrbahn bleiben oder nicht doch lieber auf den Gehweg ausweichen sollten. Und in der Borgfelder Heerstraße zwischen Krögersweg und der Dorflinde? Dort herrscht ein wuseliges Durcheinander. Autofahrer suchen vor den Geschäften nach freien Parkbuchten, andere fahren dort rückwärts heraus und erkennen oft erst im letzten Moment ein heranfahrendes Auto oder einen Radfahrer. Gehupe. Dazwischen ein Fußgänger, der nicht die Ampelkreuzung, sondern den direkten Weg über die Straße benutzt und damit in die Gefahr gerät, zwischen die Autos zu geraten, die in die schmale REWE - Zufahrt hinein wollen. Ein Radfahrer steigt lieber ab.
Nicht nur in der Ortsmitte lauern Gefahren, auch auf anderen Wegen ist es um die Sicherheit der Radfahrer in Borgfeld nicht gut bestellt. Im Frühjahr 2021 hat ein Borgfelder Bürger und Mitarbeiter im Ausschuss Bau und Verkehr (Thomas Stierle / ADFC ) auf Eigeninitiative im Rahmen einer umfangreichen Studie Sicherheitsrisiken für Radfahrer auf zahlreichen Wegen aufgespürt. Die akribisch durchgeführte Untersuchung (mit viel Bildmaterial belegt ) wurde Ende 2021 dem Beirat vorgelegt. Ziel: Der ASV (Amt für Straßen und Verkehr) soll Abhilfe leisten und die wichtigsten Missstände beseitigen. Eine zweite Initiative kommt von Mitgliedern aus dem Beirat (Alexander Keil / SPD ) und Jörn Broeksmid / CDU ): Sie möchten in der Ortsmitte besondere Straßenschäden baldmöglichst ausgebessert haben. Gerade ältere Menschen und Kinder würden z.B. bei abgebrochenen Fahrbahnkanten und Mulden leicht Gefahr laufen, in Stolperfallen zu geraten. Ihr weiteres Anliegen ist die Barrierefreiheit im Ortskern. Auch kommt der Vorschlag, in Borgfeld an geeigneten Seitenstreifen von Fahrbahnen Begrünungen zu schaffen. Maßnahmen dieser Art könnten nicht nur die Aufwertung Borgfelds voranbringen, sondern auch den Effekt haben, dass langsamer gefahren wird.
Beide Initiativen zeigen die Dringlichkeit für Verbesserungen auf. Borgfeld muss sicherer, ruhiger und grüner werden. Aber es darf nicht nur bei reinen Ausbesserungsarbeiten bleiben. Ein Verkehrskonzept für die Zukunft sollte entwickelt werden. Und dies In Verbindung mit einem Entwicklungskonzept, das den Beitrag Borgfelds zum Klimaschutz beschreibt.
Da davon auszugehen ist, dass mit Mitteln der Stadt Bremen nicht so einfach zu rechnen ist, will man mit der Stadt einen „Deal“ vereinbaren: Mit den in Borgfeld angesammelten Geldern des Stadtteilbudgets will man sich an der Finanzierung der nötigsten Vorhaben beteiligen - als eine Art „Initialzündung“, damit endlich etwas in Gang kommt. Da steckt wohl auch dahinter, dass man sich nicht mehr länger so stiefmütterlich behandeln lassen will - so wie in der letzten Zeit. Zu erinnern ist an den Beschluss des Beirates in 2019 zum Haushaltsantrag 2022/2023, der von der Bürgerschaft völlig abgeschmettert worden ist.
Zu gegebener Zeit sollte hier wieder angeknüpft werden. Der Beschluss wurde von der CDU, den Grünen , der SPD und der FDP unterzeichnet. Er enthalt unter Punkt 1 eine Art Präambel :
„ Der Beirat Borgfeld ( Bauausschuss) hat am 12.03.2019 beschlossen, in Borgfeld - Mitte eine shared-space-Zone ( verkehrsberuhigter Geschäftsbereich) in der Borgfelder Heerstraße von der Eisdiele ( Ecke Krögersweg) bis zur Dorflinde und ein kleines in die Borgfelder Landstraße hinein ( um den Platz an der Dorflinde einzubeziehen) einzurichten. . Diese Zone soll nach dem Willen des Beirates Borgfeld durch eine Hochpflasterung an den Eingangsbereichen kenntlich gemacht werden und mit einer zulässigen Geschwindigkeit von 20 km/h beschildert werden. Shared-space-Zonen ( gemeinsam genutzter Raum) verfolgen das Ziel der Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer im öffentlichen Raum. Verbunden mit der Einrichtung der shared-space-Zone soll die Aufenthaltsqualität des Borgfelder Zentrums durch gestalterische Maßnahmen gesteigert werden, um so Raum für soziale Begegnungen zu schaffen.“
Carsten Böning
Bremen, den 28.04.2022
Über Tore schießen und am Ball bleiben
Aufgaben für Borgfeld 2022 - Das Borgfelder Forum nimmt zur Projektion von Ortsamtsleiter Karl-Heinz Bramsiepe für 2022 Stellung
Ortsamtsleiter Karl-Heinz Bramsiepe hat zum Jahresende 2021 in einem Interview der „Wümme-Zeitung“ („Wir werden am Ball bleiben“, WZ 03.01. 2022)) eine Reihe von Aufgaben für den Stadtteil Borgfeld genannt, die in den kommenden Monaten vorangetrieben werden sollen. Das Borgfelder Forum sieht seine Rolle weiterhin darin, die nachfolgend aufgelisteten Vorhaben aufmerksam, wenn nötig auch kritisch zu begleiten und zu gegebener Zeit den Stand der Dinge zu erkunden.
Das auf mittlere Sicht umfangreichste Bauprojekt dürfte die Umgestaltung des Viohl-Baumarkt-Geländes sein. Das Unternehmen selbst wird seine Angebotspalette neu ausrichten und den Baustoffhandel wahrscheinlich aufgeben. Zugleich sind seniorengerechte Neubauwohnungen geplant - eine Investition, mit der Viohl vermutlich die eigene Zukunft mit absichern will. Aus Sicht unserer Bürgerinitiative sollte die Planung von Anfang darauf achten, dass diese Wohnungen bezahlbar sind und den jüngsten Erkenntnissen einer ökologischen Bauweise entsprechen.
Wenn Borgfeld klimaneutral werden will, müssen die entsprechenden Vorgaben von vornherein bei allen Bauvorhaben berücksichtigt werden, also auch bei der geplanten Drogerie, dem neuen Einkaufsmarkt und den neuen Häusern in Rethfeldsfleet.
Die Maxime einer umweltschonenden, klimafreundlichen Gestaltung gilt ebenfalls für die in Verbindung mit dem Viohl-Projekt in Aussicht genommene Aufwertung des Ortskerns. Der durch Borgfeld fließende Fahrzeugverkehr belastet mit Lärm und Emissionen das Ortszentrum und angrenzende Wohnstraßen in einem Ausmaß, das eine urbane, einwohnerfreundliche Entwicklung verhindert. Deshalb bietet sich jetzt die Chance, Borgfelds Mitte neu zu denken.
Diese städteplanerische Überlegung für den erweiterten Ortskern sollte den künftigen Standort eines Dorfgemeinschaftshauses mit einbeziehen. Aus der Sicht des Borgfelder Forums ist dafür Jacobs Wurth geradezu ideal geeignet. Unsere Bürgerinitiative drängt in dieser Frage auf eine Klärung bis Jahresmitte, damit Borgfeld endlich eine angemessene Stätte der Begegnung und der Kultur bekommt.
An mehreren Stellen sind in Borgfeld Flächennutzungspläne an die künftige Nutzung anzupassen und zugleich die Ansiedlung von Vergnügungsstätten wie z. B. einer Spielhalle von vornherein zu verhindern.
Nachdem die Bewältigung der Klimakrise zu einer Existenzfrage geworden ist, kommt der Verankerung ökologischer Standards bei allen Vorhaben eine besondere Bedeutung zu. Das vom Beirat beschlossene Vorhaben einer „energetische Sanierung der Vertriebenensiedlung“ ist ein erster wichtiger Schritt zur Klimaneutralität im Ort und verdient, mit Nachdruck vorangetrieben zu werden. Das Netz der Fuß- und Radwege, die zum Teil in einem desolaten Zustand sind, muss saniert und erweitert werden.
Ein besonderes Augenmerk verdient der Baumschutz. Die Forderung des Borgfelder Forums nach einer neuen Baumschutzverordnung, die diesen Namen auch verdient, ist nach wie vor aktuell. Denn der Baumbestand wird mit Duldung bzw. Zustimmung der zuständigen Senatsbehörde weiter dezimiert. Das Eintreten zum Schutz der Regenwälder im Amazonas und in Südostasien bleibt unglaubwürdig, wenn es nicht gelingt, den hiesigen Baumbestand nachhaltig zu schützen.
Am Ball zu bleiben, wie der Ortsamtsleiter verspricht, ist wichtig und notwendig. Aber Tore zu schießen, d. h. die Vorhaben und Pläne auch voranzubringen und durchzusetzen, das ist entscheidend.
Hermann Vinke
Bremen, den 06.02.2022
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Ein Dutzend Argumente für ein Bürgerhaus auf der Wiese am Hamfhofsweg in Bremen-Borgfeld
Ein Ort für alle Borgfelderinnen und Borgfelder
Das Kulturforum, das an den Bürgerverein angegliedert ist, braucht dringend Räume für Vorträge, Lesungen und weitere kulturelle Aktivitäten.
In kultureller wie auch in bildungspolitischer Hinsicht ist Borgfeld eher ein Entwicklungsgebiet. Wer das leugnet und die Notwendigkeit eines Bürgerhauses bezweifelt, sollte sich das Angebot unserer Nachbargemeinde Lilienthal ansehen, zum Beispiel das Programm der vhs für Herbst / Winter 2021/22 mit Seminaren, Vorträgen, Lesungen, Exkursionen und Konzerten.
Multifunktional eingerichtete Räume im Bürgerhaus können künftig von den beiden Borgfelder Grundschulen mitbenutzt werden, etwa für den Werk- und Musikunterricht. Schulische Bildung ist ein ausdrückliches Anliegen des Stifters.
Zu den möglichen Nutzern des Bürgerhauses zählen neben der Volkshochschule Bremen Natur- und Umweltverbände, die ein Interesse daran haben, wegen des Naturschutzgebietes Wümme Wiesen enger mit den Borgfelder Grundschulen zusammenzuarbeiten.
Von allen bislang in Erwägung gezogenen Standorten für ein Bürgerhaus in Borgfeld bietet Jacobs Wurth in jeder Hinsicht nur Vorteile. Ein Dorfgemeinschaftshaus an dieser Stelle wäre auch eine Klammer zwischen dem historisch gewachsenen Stadtteil und den Neubaugebieten.
Gerade die Corona-Pandemie hat deutlich gemacht, wie wichtig und unverzichtbar der gesellschaftliche Zusammenhalt ist. Ein Bürgerhaus auf Jacobs Wurth kann ein lebendiger Treffpunkt sein für Jung und Alt, für Kulturschaffende, Chöre, Theatergruppen, Vereine und Institutionen – kurz für alle, die gemeinsam etwas bewegen wollen.
Platz für alle!
In der derzeit kontroversen Diskussion um ein Bürgerhaus auf der Jacobs Wurth beziehen die Befürworter der Idee, Bürgerverein Borgfeld, Förderverein Dorfgemeinschaftshaus und Borgfelder Forum Stellung:
Das Grundstück Jacobs Wurth ist eine Schenkung von Daniel Jacobs an die Einwohnerinnen und Einwohner von Borgfeld, nicht an einen einzelnen Verein oder einen singulären Zweck.
Bei der Nutzung werden zwei Vereine privilegiert, ohne dass sich daraus Eigentumsansprüche oder gar ein Vetorecht ergeben: der Bürgerverein und die Schützengilde. Ihnen wird ein kostenloses Nutzungsrecht eingeräumt, mehr nicht. Eigentümerin von Jacobs Wurth ist die Stadt Bremen.
Die bisherige Nutzung von Jacobs Wurth widerspricht den Absichten des Stifters. Die Wiese soll der Allgemeinheit zugutekommen und nicht die meiste Zeit des Jahres brachliegen, was seit langem der Fall ist.
Bei einer Nutzung, etwa durch einen Zirkus, entstehen Einnahmen, die über das Ortsamt verbucht werden. In der Vergangenheit hat sich eine Praxis entwickelt, die bei einer geänderten Nutzung auf eine neue Grundlage gestellt werden muss.
Die Errichtung eines Bürgerhauses auf Jacobs Wurth lässt ausreichend Platz für Schützenfeste und ähnliche Veranstaltungen (siehe Lageplan). Darüber hinaus entstehen sogar Vorteile für die Schützengilde, indem das Bürgerhaus die Mitbenutzung von Räumen, auch im Sanitärbereich, zulässt.
Der Bürgerverein bekommt endlich Platz für das Heimatarchiv sowie für Ausstellungen, Seminare und größere Veranstaltungen. Der Bund der Vertriebenen hat sich bereits mit einem größeren Geldbetrag in das Bürgerhaus eingekauft und plant, dort nicht nur sein Archiv unterzubringen, sondern auch eigene Veranstaltungen durchzuführen.
Jacobs Wurth ist der ideale Standort für ein Dorfgemeinschaftshaus. Von bisher drei untersuchten Alternativen scheint die Lage parallel zum Hamfhofsweg die meisten Vorteile zu bieten.
Mit einer bebauten Fläche von 288 m2 (12x24 m) nimmt das Gebäude knapp 5% der Gesamtfläche von 5.873 m2 ein.
Der langgestreckte Baukörper bildet zusammen mit der Schützenhalle und dem Feuerwehrhaus einen städtebaulichen Rahmen als Auftakt zu Jacobs Wurth. Das Gebäude öffnet sich in voller Breite zum Festplatz und bezieht diesen ein.
Die Südlage bietet Vorteile: über eine zum Hamfhofsweg geschützte Terrasse bis hin zur Optimierung der Solarenergie.
Lasst es uns gemeinsam versuchen
Nah und niederschwellig
Download Faltblatt Jacobs Wurth pdf
Ansprechpartner
Förderverein Dorfgemeinschaftshaus
Wendelin Seebacher (V.i.S.d.P. )
Bürgerverein Borgfeld e.V.
Heiko Wagener
Borgfelder Forum
Hermann Vinke
Stellungnahme des Borgfelder Forums zum Baumschutz
Eine neue Baumschutzverordnung muss her!
Das Borgfelder Forum verlangt, dem Schutz von Bäumen Vorrang vor Privatinteressen einzuräumen.
Die jüngste Diskussion im Borgfelder Ausschuss für Klima, Umwelt und Landwirtschaft mit Corinna Kreß von der Unteren Naturschutzbehörde hat gezeigt, dass die Baumschutzverordnung der Stadt Bremen ihren Namen nicht verdient.
Einen wirksamen Schutz des Baumbestandes in dem ehemals landwirtschaftlich geprägten Stadtteil Borgfeld stellt die Verordnung mit ihren Gummiparagraphen nicht sicher. Das Gegenteil ist der Fall. Baumfällungen wie in der letzten Zeit am Upper Borg, an der Einmündung Am Hollerdeich und auf einem Grundstück zwischen Hamfhofsweg und Borgfelder Deich sind auch in Zukunft ohne weiteres möglich. Die Behörde ist machtlos, wenn ein Gutachten z.B. die Standfestigkeit einer Eiche infrage stellt - aus welchen Gründen auch immer. Gefälligkeitsgutachten und angeblicher Sachverstand führen immer wieder dazu, dass in Jahrhunderten gewachsener Baumbestand in weniger als einer Stunde zur Strecke gebracht wird. Das geschieht in einer Zeit, in der der Klimawandel bedrohliche Ausmaße annimmt - und zwar nicht nur an der Westküste der USA, in Kanada und im fernen Japan, sondern auch vor unserer Haustür.
Was muss getan werden? Die Bürgerinitiative Borgfelder Forum hat am 7. Juli auf ihrer Sitzung in Lilienthal eine Reihe von Empfehlungen und Forderungen beschlossen: Die Baumschutzverordnung der Stadt Bremen muss vom Kopf auf die Füße gestellt werden, d.h., der Schutz erhaltenswerter Bäume genießt absolute Priorität vor privaten bzw. kommerziellen Interessen. Bäume speichern CO2 und tragen, ähnlich wie Moore, dazu bei, dass die Erde bewohnbar bleibt.
Der Beirat Borgfeld wird gebeten, noch vor der Sommerpause in einer gemeinsamen Entschließung die Initiative zu einer grundlegenden Änderung der Baumschutzverordnung zu ergreifen. Als historisch gewachsener Stadtteil hat Borgfeld jedes Recht, den Schutz seines das Ortsbild prägenden Baumbestandes zu verlangen.
Die Stadtgemeinde Bremen sollte für laufende Genehmigungsverfahren, ob am Osterdeich oder anderswo, ein Moratorium festlegen. Das wäre für die drei Parteien, die die Landesregierung stellen und den Umweltschutz auf ihre Fahnen geschrieben haben, ein notwendiger und überfälliger Schritt.
Das Borgfelder Forum schlägt vor, in Borgfeld Baulücken mit erhaltenswertem Baumbestand ausfindig zu machen, diese zu dokumentieren und dem Ortsamt zur Kenntnis zu geben. An die hiesige Bevölkerung ergeht der Appell, das Anliegen zum Erhalt schützenswerter Bäume zu unterstützen. Jeder Baum zählt!
Carsten Böning; Bremen, den 09.07.2021
116 Jahre alte Roteiche gefällt – Waldkauzpaar verliert Bruthöhle
Nun ist sie gefällt, eine 45 m hohe, 116 Jahre alte Roteiche mit einem Stammumfang von 3,30 m.
Wie im Artikel der Wümme-Zeitung vom 2.Juni 2021 steht, sollten eigentlich nur feine tote Äste aus Eichen auf dem Grundstück, das einer Erbengemeinschaft gehört, entfernt werden. Eine Eigentümerin aus der Erbengemeinschaft kam ihrer Pflicht nach ,wandte sich an die Behörde und diese schickte dann am 6. Oktober 2020 eine Behördenmitarbeiterin.
Im Gutachten steht, dass die Eiche einen Schiefstand aufwies und somit die Standfestigkeit nicht mehr gegeben war und eine einseitige Kronenbildung vorhanden wäre. Auf Grund der Art und um Schäden auf den Grundstücken der Nachbarn zu verhindern, wären Pflegemaßnahmen , d.h. stutzen und auslichten, nicht sinnvoll und der Baum muss gefällt werden.
Die einzigen Habitate die der/die Gutachter/in feststellte, waren Spechthöhlen, die Waldkauzhöhle wurde nicht erwähnt.
Jessica Vince, Biologin und direkte Nachbarin des besagten Grundstücks, kann aber durch viele Bilder belegen, dass die Höhle jedes Jahr von einem Waldkauzpaar benutzt wurde. Das hätte zur Folge gehabt, dass ein Habitatstamm hätte erhalten werden müssen. Da die Waldkauzhöhle aber nicht vom Gutachter vor der Fällung erkannt wurde, war es zu spät für eine Auflage, einen Habitatstamm zu erhalten. Auch kamen die behördeninternen Biologen und Artenschutzexperten zu dem Entschluss , dass es „definitiv auszuschließen ist, dass Eulen dieses „Nest“ gebaut bzw. genutzt haben“. Unter Anderem wurde die Entscheidung mit einem Ausschnitt aus Wikipedia begründet.
Als Ersatz wurde ein Nistkasten aufgehängt, der allerdings bis jetzt nicht angenommen wurde. Es kam somit dieses Jahr zum ersten Mal seit über 10 Jahren nicht zur Brut.
Wie Jessica Vince mir in einer mail mitteilte, hat ihre Familie noch versucht, wie auch im Artikel beschrieben, die Fällung zu verhindern, indem sie die Kosten übernehmen und einen Reststamm sowie Habitate erhalten wollten. Jedoch war der Fäller nach Ansicht von Jessica Vince mit der Situation überfordert und nannte zuerst Preise von 4.000€, dann 6.000€ dann später über 10.000€, da die Grundstückseigentümer sowie der Fäller den Baum jetzt anscheinend einfach schnell fällen wollten. Dabei wurden Zaun und Büsche auf dem Grundstück der Familie Vince beschädigt.
All dies geschah an einem Samstagnachmittag.
Als Ersatz wurde eine 2,50 m hohe Hainbuche mit einem Stammumfang von ca.13 cm gepflanzt. Laut Jessica Vince entspricht dieser Ersatz nicht den gesetzlichen Vorgaben. Eine Kontrolle durch die Behörde ist noch nicht erfolgt, soll aber demnächst erfolgen.
Dieses Beispiel zeigt m.E. noch einmal sehr deutlich, dass es für eine Debatte um einen verschärften Baumschutz höchste Zeit ist. Es müssen geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um Derartiges zukünftig , soweit es geht und möglich ist, zu verhindern.
Das ist im Einklang mit der Zielsetzung der Bremer Umweltbehörde:
Baumschutz - Erhalt des Altbaumbestandes in Bremen
Um diesem Schutzbedürfnis Rechnung zu tragen, gilt auf privaten und öffentlichen Flächen im Land Bremen die Baumschutzverordnung. Sie soll dazu beitragen, den wertvollen Altbaumbestand möglichst lange zu erhalten.
Ronald Thoms ;Bremen, den 7.Juni 2021
Download Bremer Baumschutzfibel
Download Bremer Baumschutzverordnung
Illegale Baumfällungen in Borgfeld? Im Beirat: Debatte um verschärften Baumschutz.
Hermann Vinke ( Sprecher des Borgfelder Forums ) hatte sich an den Beirat mit dem Hinweis gewandt, dass in letzter Zeit in Borgfeld viele Bäume auf privaten Grundstücken gefällt werden, die möglicherweise wegen gesetzlicher Schutzbestimmungen ( Bremer Baumschutz-VO) gar nicht hätten gefällt werden dürfen. Als Beispiele nannte er Bäume auf Grundstücken in der Straße „Upper Borg“ und an der Einmündung „Holler Deich“. Den Beirat forderte er auf, sich zukünftig für den Schutz des alten, wertvollen Baumbestandes in Borgfeld konsequent einzusetzen. Auch forderte er eine Verschärfung der Baumschutz-VO.
Dies entfachte eine heftige Diskussion im Beirat über legale und illegale Baumfällungen im Ort. Alle Beiratsmitglieder waren sich darüber einig, dass das Abholzen alter gesunder Bäume, die Borgfeld zum Teil ja auch noch einen dörflichen Charakter geben, möglichst verhindert werden muss. Im Zuge der erheblichen Bautätigkeiten der letzten Jahre hatte es in Borgfeld immer wieder Kritik von alteingesessenen Bewohnerinnen und Bewohnern in Bezug auf den Kahlschlag von Bäumen gegeben. Vor diesem Hintergrund sind wohl auch Äußerungen von Beiratsmitgliedern zu verstehen, die auf die Problematik so mancher Gefälligkeitsgutachten im Interesse von Bauinvestoren hinweisen. Zudem würden in den Genehmigungsverfahren der Behörden oft mehr wirtschaftliche Aspekte als der Naturschutz in den Blick genommen werden. Auch der Borgfelder Ortsamtsleiter ( Karl-Heinz Bramsiepe) findet, dass die Baumschutz-VO zu viele Ausnahmen zulässt. Die Entscheidungen der Behörden seien aber für ihn rechtlich bindend.
Wie kann es nun weitergehen? Immerhin hat die Diskussion dazu geführt, dass es zukünftig wohl nicht mehr so einfach sein wird, mit „fadenscheinigen“ Begründungen (Wolfgang Klüver, CDU-Borgfeld) Genehmigungen für das Abholzen von Bäumen in Borgfeld zu bekommen. Interessant: Jens Tittmann ( Pressesprecher der Umweltbehörde ) bietet dem Beirat mehr Transparenz bei den Bebauungsverfahren an. Drohende Baumverluste sollen dabei deutlich markiert und im Sinne von Baumschutzvorgaben begründet werden. Schön und gut, aber ob dies tatsächlich zu einem wirksamen Einfluss führen kann? Zweifel kommen dabei schnell wieder auf, wenn gleichzeitig als Entschuldigung das Baurecht angeführt wird, das dem wünschenswerten Baumschutz entgegenstehen würde. Begrüßenswert: Corinna Kreß ( Umweltbehörde, Sachgebiet Baumschutz ) kommt demnächst in eine Sitzung des Beirates und wird dort Rede und Antwort stehen.
Carsten Böning; Bremen den 5.Juni 2021
(Lesenswert dazu: Artikel in der Wümme-Zeitung v. 4. Mai, 15. Mai, 20.Mai 2021 )
Illegale Baumfällungen in Borgfeld?
Das Borgfelder Forum macht auf merkwürdige Baumfällungen auf privaten Grundstücken aufmerksam und entfacht damit eine Diskussion über legales und illegales Abholzen alter, wertvoller Bäume im Ort. Das Thema wurde auf der Beiratssitzung am 18.Mai 2021 ausführlich diskutiert und führte zu dem Schluss, dass es zukünftig schwieriger werden muss, gesunde Bäume zu fällen.
Der Pressesprecher der zuständigen Senatsbehörde (Jens Tittmann) gibt dazu interessante Auskünfte. Geplant: Corinna Kreß ( Sachbearbeiterin für den Bereich Baumschutz ) kommt demnächst in eine Sitzung des Beirates.
Dazu ein WüZ-Artikel vom 15. Mai 2021:
Klimafreundliche Initiative in Borgfeld !
In Borgfeld - Für Borgfeld
von Carsten Böning, BORGFELD
Die SPD - Borgfeld engagiert sich für Photovoltaik-Anlagen auf öffentlichen Gebäuden im Stadtteil ! Ein entsprechender Antrag wird auf der nächsten Beiratssitzung am 20.04.2010 eingebracht. Diese Initiative unterstützen wir als Borgfelder Forum.
Auch die CDU - Borgfeld schließt sich laut Wümme - Zeitung der Initiative an !
Hier der Link zum Artikel in der Wümme - Zeitung
Wunsch des Bürgervereins
von HEIKO WAGENER, BORGFELD
Ein Bürgerhaus zu schaffen ist der Ur-Wunsch des Bürgervereins allein. Ein wesentlicher auslösender Grund dafür war, dass der Bürgerverein, der zurzeit andere Räumlichkeiten auch für das umfangreiche Archiv nutzen darf, diese Räumlichkeiten in absehbarer Zeit verlieren kann, sodass der Bürgerverein und sein Archiv im wahrsten Sinne des Wortes auf der Straße stünden.
Darüber hinaus soll ein Bürgerhaus weitere Nutzungsmöglichkeiten für die Gemeinde allgemein und für bestimmte Gruppen schaffen. Hierüber ist schon viel berichtet und diskutiert worden.
Um die umfangreichen Kosten für ein Bürgerhaus getrennt erfassen und verwalten zu können, hat der Bürgerverein seinerzeit den Förderverein Dorfgemeinschaftshaus Borgfeld gegründet.
Da ein Verein mit Geldbeschaffung und -verwaltung allein nicht gemeinnützig sein kann, wurde in die Satzung des Fördervereins noch der Betrieb des Bürgerhauses aufgenommen. Nach wie vor ist aber der Bürgerverein Borgfeld der Initiator diese Projekts, und er wäre auch der Hauptnutzer eines zukünftigen Bürgerhauses.
Heiko Wagener, Vorsitzender des Bürgervereins Borgfeld
Bremen, den 03.03.2021
Stellungnahme des Borgfelder Forums zu
Focke-Museum als Ersatz für ein Bürgerhaus in Borgfeld
Focke-Museum als Ersatz für ein Bürgerhaus in Borgfeld ?
Die Entscheidung der Bremischen Bürgerschaft im vorigen Jahr, keine Haushaltsmittel für ein Bürgerhaus in Borgfeld einzustellen, ist bei der Bürgerinitiative Borgfelder Forum auf scharfe Kritik gestoßen. Diese Entscheidung erfolgte auf Empfehlung der Kulturdeputation und ist erst jetzt dem Beirat, dem Bürgerverein und dem Forum in Borgfeld bekannt geworden. Die gleichzeitig ausgesprochene Empfehlung, man könne doch Borgfelder Veranstaltungen nach Schwachhausen ins Focke-Museum verlegen, habe man zunächst für einen schlechten Scherz gehalten, heißt es in einer Erklärung, die am Montagabend in einer Videokonferenz der Bürgerinitiative verabschiedet wurde. Die Deputation und die Bremische Bürgerschaft würden offenkundig über keine Vorstellungen darüber verfügen, welche Bedeutung Bürgerhäuser für das nachbarschaftliche, kulturelle Miteinander in den Stadtteilen Bremen hätten. Gerade auch für einen historisch gewachsenen Stadtteil wie Borgfeld, dessen Einwohnerzahl in den letzten beiden Jahrzehnten sich nahezu verdoppelt hat, sei eine lebendige Begegnungsstätte der Menschen wichtig. Lilienthal würde es vormachen: Dort gäbe es Murkens-Hof als Veranstaltungsort mit seinen sehr gut besuchten vielseitigen Angeboten, auch mit der dort ansässigen aktiven und lebendigen Volkshochschule. Zusammen mit Bürgerverein und Förderverein will das Borgfelder Forum nach einem neuen Standort für das geplante Bürgerhaus suchen, falls das Projekt Bürgerhaus nicht mit der Ev. Kirchengemeinde Borgfeld zu verwirklichen ist.
Borgfelder Forum 02.Februar 2021
Carsten Böning, Hermann Vinke, Sprecher
Nächstes Treffen Borgfelder Forum
Montag, 7.September um 19:30 Uhr im Fleet Raum / Stiftungsdorf Borgfeld
Thema: Verkehrssituation im Borgfelder Zentrum / Einladung des ADFC Bremen
Eingeladen ist der Allgemeine Deutsche Fahrradclub-Bremen ( ADFC). Die Teilnehmerzahl ist sehr begrenzt.
Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich (Tel. 0421 / 84736393).
Alternativen zur Spielhalle in Borgfeld
Eine Spielhalle am Krögersweg ist so ungefähr das Letzte, was Borgfeld braucht. Deshalb sind die Proteste der Anwohner und der übrigen Bevölkerung gegen eine Spieliothek nur allzu berechtigt. Das Borgfelder Forum schließt sich der Kritik an dem Plan für eine solche Vergnügungsstätte an und schlägt zugleich vor, dem Eigentümer des Hauses Alternativen zur Nutzung der bislang als Friseursalon genutzten Fläche anzubieten. Die Räumlichkeiten könnten z. B. für eine Naturschutzorganisation, für Weiterbildungsmöglichkeiten sowie für Aktivitäten in den Bereichen Kunst und Kultur genutzt werden - gewissermaßen als eine Vorstufe für das geplante Bürgerhaus, das erst in einigen Jahren zur Verfügung stehen dürfte. Selbstverständlich erwartet der Eigentümer Pachteinnahmen. Eine Finanzierung der Pacht stellt zweifelsohne eine Hürde dar. Denkbar wäre eine Solidaritätsaktion Borgfelder Bürgerinnen und Bürger, die mit ihren Spenden den Einstieg in ein solches Projekt ermöglichen.
Borgfelder Forum, 11. August 2020:
Carsten Böning, Hermann Vinke, Uwe Rosenberg, Sprecher
Stellungnahme des Borgfelder Forums zum Zentren- und Nahversorgungskonzept und zur Debatte um das Bauvorhaben Viohl :
Die anstehende Weichenstellung für die Zukunft unseres Stadtteils sollte zunächst von grundlegenden Voraussetzungen ausgehen, bevor einzelne Interessen in die Waagschale geworfen werden.
Als historisch gewachsener Stadtteil in unmittelbarer Nähe eines der größten Natur- und Landschaftsschutzgebiete in Norddeutschland sollten nach unserer Auffassung Umweltschutz und Lebensqualität ausschlaggebende Kriterien sein. Daraus folgen praktische Vorschläge:
Der Auto- und Warenverkehr in Borgfeld-Mitte muss stufenweise zurückgedrängt werden, damit Borgfeld Mitte ein angenehmer und liebenswerter Aufenthaltsort wird. Auf allen Straßen in Zentrum gilt Tempo 30 mit Vorrang für Fußgänger und Radfahrer. An beiden Markttagen der Woche, also am Mittwoch und Sonnabend, gehört Borgfeld-Mitte ganz den Fußgängern und Radfahrern.
Nicht den Parkplätzen gebührt in Mitte der Vorrang, sondern verkehrssicheren Radwegen und Plätzen zum Verweilen. Bestehender Parkraum, etwa am Supermarkt REWE, sollte der Allgemeinheit uneingeschränkt zur Verfügung stehen.
Die Jacobs-Wiese sollte in einen städtischen Park umgewandelt und von der Bevölkerung für Freizeit-Aktivitäten stärker als bisher genutzt werden.
Für alle Bauvorhaben – privat wie öffentlich – sowie für Maßnahmen der Infrastruktur gilt ab sofort das Gebot der Nachhaltigkeit: Energieeffizienz, sparsamer Umgang mit Ressourcen und Grundflächen, Verringerung von Lärm- und Feinstaubbelastung, Umstellung auf Elektroantriebe, zusätzliche Grünflächen.
Borgfeld soll ein klimafreundlicher Stadtteil werden und tritt in einen bremischen Wettbewerb um Nachhaltigkeit und Lebensqualität ein (nach dem Vorbild etwa von Osnabrück, das für 2020 den Preis als „nachhaltigste Großstadt Deutschlands“ gewonnen hat).
Neben ökologischen und wirtschaftlichen Aspekten steht für das Borgfelder Forum die Frage des Zusammenlebens im Vordergrund. Uns geht es bei der Ortsentwicklung nicht zuletzt um den Zusammenhalt zwischen Alt-Borgfeld und den neuen Wohngebieten. Dabei kommt dem geplanten Bürgerhaus als einem Ort der Begegnung und der Kultur eine besondere Bedeutung zu. Das Forum wird in den kommenden Wochen versuchen, mit öffentlichen Veranstaltungen die Bevölkerung in die Debatte über die Ortsentwicklung mit einzubeziehen.
Nach Ansicht des Forums ist es an der Zeit, dass Borgfeld eigene Ideen zur Zukunftsgestaltung entwickelt, statt sich darauf zu beschränken, von außen kommende Konzepte wortgewaltig abzulehnen. Insbesondere bei Umwelt-Vorhaben bietet sich eine enge Abstimmung mit Oberneuland und mit der Nachbargemeinde Lilienthal an.
Bei allen Überlegungen sind selbstverständlich auch die Interessen des Einzelhandels im Ortsteil zu berücksichtigen. Die Debatte würde aber zu kurz greifen, wenn sie sich auf die Frage beschränkt, ob ein zusätzliches Drogerie-Geschäft errichtet werden soll.
Zum Bauvorhaben Viohl erklärt das Forum, der Um- bzw. Neubau des Baumarktes sei Sache der Eigentümer. Die Verlagerung eines bestehenden Supermarktes sowie möglicherweise weiterer Geschäfte auf das Viohl-Gelände birgt für die Ortsentwicklung möglicherweise Chancen, bedeutet jedoch zunächst eine zusätzliche Verschärfung einer bereits angespannten Verkehrssituation. Die Rahmenplanung ist allerdings noch viel zu vage, sodass eine abschließende städtebauliche Bewertung derzeit nicht möglich ist.
Die ebenfalls auf dem Viohl-Gelände vorgesehenen Wohnungen sollten nicht nur ökologischen Standards entsprechen, sondern vor allem bezahlbar sein und nach unserer Auffassung für Alt und Jung gebaut werden. Auch beim Bauvorhaben Viohl plädiert das Borgfelder Forum für eine intensive Bürgerbeteiligung.
Borgfeld, seine Bürgerinnen und Bürger haben viel zu bieten, wenn sie sich künftig entschlossen den Maßstäben der Nachhaltigkeit und der Lebensqualität verschreiben.
Borgfelder Forum, 6. Februar 2020:
Carsten Böning, Hermann Vinke, Sprecher
Stellungnahme zum "Seebacher-Plan"
Zu der Idee des ehemaligen Bremer Stadtplaners Wendelin Seebacher, das Alte Pfarrhaus sowie das Pastorenhaus und den Gemeindesaal der Ev. Kirche in Borgfeld künftig als „Dorfgemeinschaftshaus“ zu nutzen, nimmt das Borgfelder Forum wie folgt Stellung:
Wir treten ein für ein Bürgerhaus auf dem Warftgelände
Warum ein Bürgerhaus?
Borgfeld ist in den letzten 20 Jahren enorm gewachsen. Waren es seinerzeit noch 5500 Einwohner, so erhöhte sich die Zahl dank der Neubaugebiete Borgfeld-Ost und West inzwischen auf 9300 Einwohner. Wir vom Borgfelder Forum meinen, dass unser gewachsener Stadtteil ein Bürgerhaus braucht - eine Begegnungsstätte für alle Altersgruppen, langjährige und neue Bewohner Borgfelds.
Bürgerhäuser gibt es in vielen Dörfern und Stadtteilen in und um Bremen. Sie werden manchmal auch Dorfgemeinschaftshaus oder Quartierszentrum genannt. Und sie bieten den Bürgern, Vereinen und sonstigen Gruppen viele attraktive Möglichkeiten, wie z.B
· Kunstausstellungen
· Theaterproben und -aufführungen
· Probenräume und Musikkonzerte
· Archiv für Heimat- / Dorfgeschichte
· Private Nutzung für Familienfeiern
· Jugend- oder Seniorentreff
Auch das eindrucksvolle Borgfelder Heimatarchiv mit seinen Büchern über Borgfeld, den vielen historischen Dokumenten und Exponaten braucht dringend Räumlichkeiten, die in einem Bürgerhaus verwirklicht werden können. Den Borgfelder Schülerinnen und Schülern fehlt es an Räumlichkeiten für Projekte, für Tanz und Theater, die ein Bürgerhaus ebenfalls bieten kann. Natürlich kann ein Bürgerhaus noch vieles mehr beherbergen, sogar die Einbeziehung des Ortsamts mit Büro für den Kontaktpolizisten wäre denkbar.
Warum auf dem Warftgelände?
Nachdem nun die Flüchtlingscontainer der Borgfelder Warft abgebaut sind, wünscht sich das Borgfelder Forum vorzugsweise diesen Standort für ein Bürgerhaus. Er ist zentral gelegen, für alle gut erreichbar und bietet Platz für das Bürgerhaus und ausreichend Parkplätze, die dem TSV zur Verfügung stehen. Übrigens hatten sich bei einer kürzlich durchgeführten Umfrage von 145 Teilnehmern 93,1% für die Einrichtung eines Bürgerhauses ausgesprochen und 71% halten den Standort auf dem Warftgelände für geeignet.
Unterstützen auch Sie unsere Idee für ein Bürgerhaus auf dem Warftgelände! Unterschreiben Sie unsere online Petition und werben Sie für das Projekt in Ihrem Bekannten- und Freundeskreis.